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Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Mo 20. Jun 2022, 20:34
von anphex
Hallo Leute,

was bedeutet eigentlich die maximale Nennleistung eines Lautsprechers? Sagen wir, 300 Watt.
Ist es die Leistung, bei der ein Lautsprecher gerade so noch nicht anfängt zu brennen?
Ist es der Punkt, wo 10 % THD erreicht werden?
Ist es der Punkt, wo die Dauermagneten zu Tokamaks werden und Fusionsenergie erzeugt wird?

Und über die DINs zur Testung habe ich auch nichts gefunden. Also schon, aber die wollen gleich um die 200 € für ein paar Blätter Papier haben (wobei, vielleicht bald nicht mehr so unrealistisch).

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Mo 20. Jun 2022, 21:41
von Carolite
Ja durchaus eine interessante Frage da ja viele sehr hohe Zahlen auch immer Augenwischerei sind - Stichwort P.M.P.O. von 1000 Watt auf einem 2.1 Sub-Sat PC System und so Späße. Hab gerade einiges an Lesestoff gefunden aber keine Belege für die Aussagen.
Es gibt die kontinuierliche Dauerleistung in RMS und die Spitzenleistung in PMO – den Verstärkerherstellern ist klar, dass Musik nicht aus einem dauerhaften Sinuston, sondern aus dynamischen Impulsen besteht, oftmals wird also die Spitzenleistung PMO auf das Typenschild gedruckt, die der Verstärker für einen winzigen Zeitraum zu liefern vermag.
Für weitere Nachlese: https://www.acoustic-design-magazin.de/ ... sprechern/

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Mo 20. Jun 2022, 22:44
von BlueDanube
Einfach Nubert fragen:

https://www.nubert.de/downloads/technik_satt.pdf

Seite 69

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Di 21. Jun 2022, 10:03
von anphex
Okay, danke an alle. Also mehr oder weniger wilder Westen, sofern keine festgelegte Test-Norm angewandt wird.
Ich hätte mich gefreut, wenn die Angabe so etwas wie "maximale Leistung, bevor der Lautsprecher bei z.B. 100 Hz 10 % THD erreicht".

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Di 21. Jun 2022, 10:24
von Weyoun
Ich dachte, Nubert bezieht sich sehr wohl auf eine Norm bei der Angabe der Leistungsdaten?

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Di 21. Jun 2022, 11:40
von R. Steidle
Tun wir.
Nennbelastbarkeit: 320 W (nach DIN EN 60268-5, 300 h-Test)
Am Beispiel der nuBoxx B-70, technische Daten.

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Di 21. Jun 2022, 23:06
von Shuri
Aus Technik satt:

•Nennsinusleistung
Die vom Hersteller angegebene Leistung eines im Nennfrequenz-
bereich liegenden Dauersinussignals, das der Lautsprecher im
Dauerbetrieb verarbeiten kann. Die Leistung gilt als Grenzwert
für Messungen mit Sinussignalen während eines angegebenen
Zeitraumes.
Prüfungsdauer: Wenn kein Zeitraum angegeben wird, darf er
höchstens eine Stunde betragen.

•Nennrauschleistung
Die vom Hersteller angegebene Leistung eines Rauschsignals,
das innerhalb des Nennfrequenzbereiches normales Programm-
material nachbildet, die der Lautsprecher verarbeiten kann.
Prüfungsdauer: 100 Stunden lang ununterbrochen, oder intermit-
tierend 300 Stunden, wobei das Messsignal in regelmäßiger Folge
jeweils 1 Minute ein- und 2 Minuten auszuschalten ist.

Also handelt es sich bei der von Nubert angegebenen Belastbarkeit um die Nennrauschbelastbarkeit, wobei diese nicht 100 Stunden lang ununterbrochen, sondern intermittierend 300 Stunden lang getestet wird. So würde ich es jedenfalls interpretieren. Von der THD ist da nicht die Rede.
anphex hat geschrieben: Di 21. Jun 2022, 10:03 Okay, danke an alle. Also mehr oder weniger wilder Westen, sofern keine festgelegte Test-Norm angewandt wird.
Sehe ich auch so, denn abgesehen von Nubert kenne ich keinen Hersteller, der zu seinen Belastbarkeitsangaben die Testnorm angibt.

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Di 21. Jun 2022, 23:45
von Zweck0r
Die tatsächliche Belastbarkeit ist dermaßen frequenz- und generell situationsabhängig, dass ein einziger Zahlenwert sie gar nicht sinnvoll zusammenfassen kann. Deshalb ignoriere ich ihn grundsätzlich, und achte statt dessen auf:

- Verschiebe- und Gehäusevolumen für den Tiefbass,
- vorhandene Sicherungen (Pluspunkt für Nubert),
- gegen Anschlagen geschützte Chassis (ebenfalls ein Punkt, auf den m.W nur Nubert zumindest hinweist),
- bei extremen Pegelanforderungen geeignete Hochtonkonzepte (z.B. Horn/Waveguide).

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Mi 22. Jun 2022, 19:11
von anphex
Zweck0r hat geschrieben: Di 21. Jun 2022, 23:45 Die tatsächliche Belastbarkeit ist dermaßen frequenz- und generell situationsabhängig, dass ein einziger Zahlenwert sie gar nicht sinnvoll zusammenfassen kann. Deshalb ignoriere ich ihn grundsätzlich, und achte statt dessen auf:
Genau deswegen wäre ein Standard wie "Maximalpegel bei 10 % THD mit pinkem Rauschen über 5 Sekunden" traumhaft. Ich glaube, da könnten sich wenige Hersteller drumherum mogeln und das wäre eine weitere handfeste Spezifikation, die einem sagt, wie viele Reserven und wie sauber ein Lautsprecher wiedergibt. Aber ich denke, so etwas würde die gesamte Lautsprecherhersteller- und Hifi-Magazin-Lobby energisch ablehnen, bei dem aktuellen Meta in der Branche.

Die Nennbelastbarkeit ist wieder so eine kryptische Angabe, von denen man im HiFi so häufig welche findet. Genauso wie die Frequenzverläufe bei manchen Lautsprechern, wo z.B. einige Nubert-Konkurrenten einen 20KG schweren, 1 Meter hohen Standlautsprecher mit Wiedergabebereich on 18Hz bis 40.000 Hz angeben. Ja, ist klar. Bei -30dB oder was? Gerade wegen solcher Unsicherheit und Verschleierungen, oder einfach ungenormtheit, dominiert ja aktuell noch das HiFi Voodoo - vor allem in älteren Altersgruppen. ASR to the rescue.

Man stelle sich vor, die Leistungsangaben von Motoren würden auch so angegeben werden. Oder die technischen Eigenschaften von Sicherheitseinrichtungen in Flugzeugen.

Re: Was genau sagt maximale Nennleistung eigentlich aus?

Verfasst: Mi 22. Jun 2022, 21:53
von Chris 1990
Eine dumme Idee: Kannst du das nicht testen und messen? Wenn wir z.B. von einem rosa Rauschen oder einem Sinus-Signal ausgehen, sich der 10% zu nähern, und dann mit der Lautstärkeeinstellung messen wieviel Strom/Spannung anliegt?

Aber das sind vermutlich auch nur grobe Schätzungen durch Mess-Ungenauigkeit, keinen Messraum nach DIN….

Wäre eine sehr gute Frage für den Erklär NuBÄRt, das Video würde vermutlich etwas länger als nur 10 min dauern.