Samma hat geschrieben: Mo 22. Nov 2021, 15:48
Die Frage ist [...] ob jemand Erfahrung hat, wie gut so eine Aufstellung wie bei mir funktionieren kann und ob man die Heights z.B. lieber im optimalen Winkel z.B. auch an der Decke anbringen sollte, oder ob man die eher über den surrounds platziert, auch wenn sie dann nicht im ganz so optimalen Winkel sind.
Hallo Samma,
es gibt sowohl für Dolby Atmos als auch für Auro3D sehr genaue Angaben unter welchen Winkeln Lautsprecher an der Decke oder an der Wand positioniert werden sollten. Leider stimmen diese nicht überein, so dass man z.B. auf das viel zitierte "One-for-all-Setup" ausweichen kann, mit Kompromissen in die eine oder andere Richtung.
Mein Ansatz ist etwas anders: unter "Heights" verstehe ich Lautsprecher, die an der Wand positioniert werden, bei ~30° Elevation wie bei Auro3D. Je nach Deckenhöhe zu Hause wird das teilweise gar nicht passen, so dass die Lautsprecher entweder tiefer positioniert werden oder an die Decke wandern. Unter "Tops" verstehe ich Lautsprecher, die an der Decke positioniert werden, normalerweise bei ~45° Elevation wie bei Dolby Atmos. Bei gebräuchlichen Deckenhöhen müssten die Lautsprecher dann relativ mittig im Raum über dem Zuhörer platziert werden. Beispiel: Deckenhöhe 2,4m und Kopfhöhe im Sitzen 1,2m. Die Tops müssten bei 45° Winkel damit
nur 1,2m vor/seitlich/hinter dem Zuhörer an der Decke platziert werden. Das ist ganz schön wenig Abstand. Sobald man mit mehr als einer Person einen Film schauen möchte führt das unweigerlich zu Problemen wie einer inkonsistenten Wiedergabe für die verschiedenen Zuschauer.
Was also tun? Ich habe für den Bau meines Heimkinos Deckenlautsprecher an Holzschienen aufgehängt, so dass ich sie unter beliebigen Winkeln positionieren kann.

Die Effekte sind sehr interessant:
Folgendes Beispiel was sich jeder vorstellen kann: ein Disney-Film fängt immer mit dem Logo an, es erscheint das Disney-Schloss, es gibt Feuerwerk und ein Glitzerbogen im Halbkreis geht über das Schloss. In entsprechenden Dolby Atmos Medien sind die Feuerwerkseffekte auch so codiert, dass sie in den vorderen Höhenkanälen wiedergegeben werden können.
Positioniere ich jetzt die Front Tops gemäß Dolby Angaben im 45°-Winkel nah vor mir an der Decke habe ich einen tollen Effekt, es knistert und knallt
halbwegs über mir, yippieh Feuerwerk. Im Bild sehe ich aber, dass die Rakete gerade
vor mir hochgeht und explodiert.
Wenn ich nun stattdessen Front Heights gemäß Auro3D Angaben über den Frontlautsprechern positioniere, also in ca. 25° Höhe, passen Bild und Ton viel besser zusammen. Der Wow-Effekt, das es schön knallt ist aber nicht so stark ausgeprägt, es bildet sich viel eher eine einheitliche Klangkulisse aus ohne dass man einen einzelnen Lautsprecher heraushören kann.
Was gefällt dir mehr? Bumms und Knall --> Lautsprecher an die Decke. Ein einheitliches natürliches Klangbild --> Lautsprecher an die Wand.
Meine Kompromisslösung sieht so aus, dass ich die Front Heights nicht über den Frontlautsprechern positioniere, sondern gemäß Auro3D Angaben für niedrige Deckenhöhen etwas an der Decke in den Raum ziehe. Soweit bis die Distanz d (Zuschauer zu Front Top) = 0,8 * d (Zuschauer zu Front) oder 30°-Elevationswinkel erreicht sind. Bild und Ton sind einheitlich, trotzdem sind auch Effekte gut differenzierbar. Die gesamte Frontkulisse wird klanglich erweitert und größer.
Für die Rear Tops oder Side Heights sieht das ganz ähnlich aus. Unter 45°-Winkel Dolby Angaben hängen die Rear Tops an der Decke und machen Effekte hinter dem Zuhörer. Unter 30°-Winkel Auro3D Angaben hängen die Side Heights seitlich an der Wand und bilden eine einheitliche Klangkulisse um den Zuhörer herum. Wo genau also die seitlichen/hinteren Höhenkanäle positionieren?
Wenn wir uns mal nur horizontal in Ohrhöhe bewegen: werden die Höhenlautsprecher 90° seitlich positioniert entsteht meiner Erfahrung nach hinter dem Zuhörer eine Lücke. Werden die Höhenlautsprecher mehr als 135° seitlich/hinter dem Zuhörer positioniert entsteht eine Klanglücke zwischen den vorderen und hinteren Höhenlautsprechern. Daher funktionieren
Rear Heights für mich auch nicht! Dafür bräuchte es dann schon einen zusätzlichen Top-Kanal für Auro3D / DTS:X Pro und Top Middles für Dolby Atmos. Der Kompromiss ist also auch hier ein Positionsmix zwischen Auro3D
Side Height / Atmos Rear Tops. Im Wohnzimmer also wieder ganz oben an die Wand oder etwas an die Decke.
Bei deiner Konstellation sehe ich folgende Möglichkeiten:
- Alles so lassen. Vorteil: Höhenlautsprecher sind über Basisebene / Nachteil: linke und rechte Seite sind nicht symmetrisch.
- Eine der beiden Liegen entfernen, linken Surround-Lautsprecher in den Raum auf Ständer stellen, linken hinteren Höhenlautsprecher an die Decke darüber. Vorteil: Symmetrie links/rechts / Nachteil: unpraktikabel

- Rechten hinteren Höhenlautsprecher hinter die braune Tür. Vorteil: Symmetrie links/rechts in den Höhenkanälen, Erweiterung des Klangbildes nach hinten / Nachteil: linke und rechte Surround-Lautsprecher sind nicht identisch.
- Rechten Surround und rechten hinteren Höhenlautsprecher hinter die braune Tür. Vorteil: Symmetrie links/rechts, Erweiterung des Klangbildes nach hinten / Nachteil: Lautsprecher in der Küche.
- Zwei (!) Top-Lautsprecher an die Decke. Vorteil: immer hörbare Über-Kopf-Effekte, Symmetrie links/rechts in den Höhenkanäle / Nachteil: Optik der Deckenmontage, linke und rechte Surround-Lautsprecher sind nicht identisch.
- Den Fernseher mit dem Bücherregal tauschen, alle Lautsprecher und den Sitzplatz um 90° nach rechts drehen. Vorteil: evtl. Symmetrie in allen Kanälen / Nachteil: Frontkanäle müssen zur Symmetrie evtl. enger zusammen (aber machbar?), Umbau notwendig.
Meine Tendenz geht zu Vorschlag d. Was sagt dein Bauchgefühl?
Man könnte auch darüber nachdenken sowohl die vorderen als auch die hinteren Höhenlautsprecher symmetrisch an der Decke anstatt an der Wand aufzuhängen (Vorschlag: 30°-Elevation), das habe ich oben ja bereits als grundlegend bestmögliche Aufstellung ausgeführt. Meines Erachtens würde damit der einhüllenden Effekt der Höhenkanäle verstärkt werden. Im Wohnzimmer wäre es mir die zusätzliche Arbeit auch aus Gründen der Optik aber nicht wert.