horch! hat geschrieben:
Das ist der Aspekt von "Räumlichkeit", den ich besonders faszinierend finde. Und der soweit ich es verstehe nichts mit Lokalisierbarkeit zu tun hat. Hier werden Eigenschaften oder Effekte des Raumes eingefangen und wiedergegeben. In der Kathedrale sind das wahrscheinlich Hall und Reflexionen, die von allen Richtungen auf das Ohr einwirken. Bei Stereo kann das aber nur aus sehr begrenzten Richtungen kommen, d.h. es wird mit Sicherheit nur ein Teil der Rauminformationen wiedergegeben - und trotzdem funktioniert das recht gut. Ich finde das faszinierend!
Jaja, Faszination Raum.
Zuerst muss aber mal was aufgenommen werden.Und da kommt es z.B. schon mal darauf an, ob Mikrofone mit Kugelcharakteristik oder Druckgradientenempfänger ( Niere, Superniere ) eingesetzt werden. Die unterscheiden sich erheblich was tiefe Frequenzen betrifft. Kugel ist linear im Amplituden F-Gang, die Druckgradientenempfänger fallen nach unten hin im Amplituden F-Gang ab.
Für Laufzeitstereophonie wird für die Auslenkung auf einen Kanal ( 30° ) 1,2ms Laufzeitdifferenz benötigt, das entspricht einem Mikrofonabstand von rd. 41cm, das wiederum wird in Fachkreisen als Klein A/B Stellung bezeichnet.
Charakteristisch für Laufzeitverfahren-Aufnahmen mit großen Interchannel-Laufzeiten ( einer weit ausgelenkten Quelle ) ist die recht schwierige Lokalisierbarkeit der P-Schallquelle bzw. eine unscharfe Aus/Abbildung einer solchen, da bei diesem Verfahren ein weiter F-Bereich nicht in Phase ist. ( Siehe auch in meinem vorigen Beitrag die Ignoranz von Phasensachen mittels verschiedenen Surrounds

). Das führt zu einem angenehmen weitläufigen Raumeindruck aber eben mit verwaschenen unscharfen Quellen. Nur geringe Laufzeiten ( gleichbedeutend mit hoher Symmetrie ) bilden bei diesem Verfahren so richtig scharf ab, dann schwindet aber auch der Raum...
Warum das mit dem Kathedraleneindruck auch mit zwei LS und deren geringen Abstrahlwinkeln von Schall funktioniert : Die zeitliche Auflösung unseres Gehörs bezüglich der Differenzierung zwischen Direktschall und Reflexion beträgt etwa 4ms, d.h. Reflexionen innerhalb dieses Zeitraums werden dem Direktschall zugeordnet. Sind Reflexionen um 40ms oder mehr verzögert, nehmen wir sie bei ausreichendem Pegel nicht als Indirektschall, sondern als Echo wahr. Wichtig ist UND ausreichend ist, überhaupt ein solches akustisches Reflektions-Muster einzufangen. Auch wenn es nur einen kleinen Winkel des Live-Schallfeldes einfängt, reicht das aber ( sic! ) aus.
Interchannel-Laufzeiten (das sind Laufzeitdifferenzen, die zwischen beiden Stereokanälen auftreten) können vom Gehör übrigens weit feiner aufgelöst werden, bis hin zu etwa 40 Mikrosekunden oder sogar darunter. Auch deswegen ist Stereo ein grazieles Prinzesschen auf der Erbse. Ich kanns garnicht oft genug sagen, glaube ich
Stefan