Ich habe mich nun entschlossen, doch meine Tests mit Modellen von Fremdherstellern zu posten. Aufgrund der Tatsache, dass gerade Tester für die nuBoxx-Serie gesucht werden (
viewtopic.php?f=6&t=47100&hilit=tester) und ich hoffe, einer der Auserwählten sein zu dürfen, finde ich das als Vergleich sehr spannend und lege hiermit sozusagen die Basis. Und, weil ich die Community hier mag und der von
@Der Pabst durchgeführte Vergleichstest (
viewtopic.php?p=1103407#p1103407) positiv aufgenommen wurde. Ich hoffe das ist ok für die NSF, ansonsten reicht eine Nachricht und ich lösche das Folgende.
Nach
Nupro X3000RC und
Nuvero 30 zog die
ATC SCM 11 testweise bei mir ein. Britischer Hersteller, geschlossenes Konzept, etwas hässlich. Hat mich aber im Hörraum beim Händler (gegen die ELAC Vela BS403) sehr beeindruckt.
Nun denn, schauen wir uns die Interaktion mit dem Raum an.
Im Vergleich zu den Versuchen zuvor, ist mir sofort aufgefallen, dass Raummoden geringer angeregt werden. Schon bevor jegliche elektronische Raumkorrektur durchgeführt wird, war meine berüchtigte 48 Hz Mode natürlich weiterhin vorhanden - aber nicht so, dass sie wahnsinnig dröhnt. Ich konnte plug&play sofort Musikhören, ohne das Kotzen zu bekommen, weil mir meine Mode permanent eine rüberzieht. Zudem fällt auf, dass der Bassbereich am -3db Punkt nicht schnell und steil abfällt, sondern weiter gemächlich vor sich hin spielt. Wie ich lernen sollte, sind das zwei wesentliche Unterschiede in den Bauweisen Bassreflex vs. geschlossenes Konzept.
Hier sieht man auch nochmal, was ich meine, wenn ich das mit der Nupro X3000 vergleiche:
Eine komplett andere Interaktion mit dem Raum.
Angeschlossen waren die ATC am
Nubert AmpX (ich mag das Kerlchen!). Der hat die X-Room Correction, mit der ich bisher ja, bekanntermaßen, sehr auf Kriegsfuß statt. Dennoch mal angeworfen und aktiviert:
So und hier muss ich sagen:
In diesem Falle macht die RC richtig gute Arbeit und ich muss meine bisherige Kritik etwas revidieren. Zu diesem Zeitpunkt war ich klanglich zufrieden - ich hatte zwar das minidsp mit DIRAC aber nicht den Drang, dieses auch zu nutzen.
Es dröhnte nix, es kickte ungemein geil, klang präzise und die Bühne samt Tiefenstaffelung war genial. Eigentlich was ich suchte und mit den Nuberts leider nicht hinbekommen habe. Eigentlich war ich fertig und zufrieden. ABER irgendwie bekam ich mit der Zeit ein ungutes Bauchgefühl, einen regelrechten Kloß. Ich kann es mir bis heute nicht recht erklären, ich vermute es lag in der Optik der ATC begründet. Ich könnte mich jetzt noch dafür watschen, aber so geil die Dinger klangen, so wenig konnte ich sie sehen (auch in der weißen Farbe). Das fängt schon mit den paper coated-Sicken an, die klebrig sind und die mit der Zeit dann einfach staubbedingt siffig sind. Ich habe lange mit mir gehadert aber die Teile schließlich zum Händler zurückgebracht. Für so viel Geld muss es einfach rundherum passen und da zählt für mich auch die Optik dazu.
SCHADE.
Nun denn - nächster Kandidat ist, wie schon korrekt vermutet wurde, Abacus. Konkret steht gerade die
Abacus Cortex 11W (keine Ahnung warum, aber die Zahl 11 hat es mir scheinbar angetan) bei mir.
Ebenfalls geschlossenes Konzept, aber Aktiv und mit AMT-Hochtöner. Auf Basis meiner bisherigen bescheidenen Erfahrungen habe ich das Fazit gezogen, dass geschlossen in meiner Umgebung einfach präziser und sauberer klingt, als Bassreflex. Keine Ahnung warum, aber den Eindruck habe ich aktuell.
Wie verhält sich das Ding bei mir im Raum, zunächst Fullrange, d.h. Bass rolloff auf 16 Hz, Bass Level - 4b (das Modell lässt sowohl eine Justierung der unteren Grenzfrequenz zu, als auch zusätzlich eine separate Lautstärkeregelung für den Bereich kleiner 200 hz, was ich sehr praktisch finde):
Im Vergleich zur ATC fällt auf, dass die Senke zwischen 50 und 70 Hz deutlich weniger stark ausgeprägt ist.
Ich habe mich dann auf Basis der zur Verfügung stehenden Regler rangetastet, Bass rollof auf 80Hz, Bass Level +3db:
Da sich sowohl Trennfrequenz als auch Bass Level für
beide Lautsprecher separat einstellen lassen, habe ich das auch genutzt. Ein tolles Feature!
So habe ich mich dann durch separate Links und Rechts Messungen sowie, nach erfolgten Justagen, dann wieder gemeinsamen Messungen (Bass wirkt additiv und tolle Frequenzgänge einzelner Kanäle können in Summe wieder ganz anders aussehen) an dieses Setting rangearbeitet:
Rechts rollof 80 hz, bass level +3db,
Links rollof 48 hz, bass level +0db
Neuer Summenfrequenzgang in Grün:
Damit konnte ich zum einen die Senke zwischen 50 und 70 Hz sehr gut auffüllen und zum anderen das Abflachen unterhalb der 40 Hz verlangsamen. Das klang nun für wirklich richtig ordentlich!
Nachdem ich manuell so tolle Ergebnisse erzielt habe, wollte ich wissen, wieweit DIRAC da noch einen draufsetzt. Also habe ich das Zauberkästchen einfach mal machen lassen (Harman Zielkurve mit +6db):
Ich finde: Das sieht für meine Gegebenheiten sehr linear aus. Diesmal habe ich DIRAC sogar den ganzen Frequenzbereich übernehmen lassen und nicht nur den Bereich kleiner 200 hz. Im Vergleich zu vorherigen Versuchen, klingt das auch nicht mehr "tot". Bemerkenswert finde ich auch den Tiefbassbereich, die vom Hersteller angegebenen untere Grenzfrequenz von 16 Hz stimmen also tatsächlich. Natürlich muss man sagen: es kommt auf die Pegel an. Es ist kein Pegelmonster, aber super laut kann ich in der Mietwohnung eh nicht hören und "Hifi"-Lautstärken klappen sehr gut.
(nicht nur) im ABAB-Vergleich (vorheriger Pegelabgleich ist natürlich erfolgt) mit der ATC ist mir aufgefallen:
- die Mitten / der Kickbass bei der ATC wirkt präsenter, flinker. Gerade alter 90er-Jahre Techno scheint der ATC so richtig zu liegen. Ob das an einer Mittenbetonung liegt? Gleichzeitig wird aber auch eine tolle Bühne gezaubert, mit einer Tiefenstaffelung die meinen Ohren sehr gefällt.
- die Höhen der Abacus im Vergleich wirken so, als ob man ein muffiges Tuch wegzieht. Unfassbar, wie die Stimmen in den Raum gestellt werden. Bisher hielt ich so ein Geschwafel immer für Hifi-Vodoo, aber das gibt es wirklich. Rasierklingenscharfe Umrisse der Sängern, während bei der ATC im Vergleich eine Nebelaura um die Sängerin wabert. Oder nochmal anders ausgedrückt: Das fühlt sich an, als ob man durch ein Brennglas auf die Musik schaut. Das macht süchtig und liegt vermutlich am AMT-Hochtöner. Gleichzeitig wirkt das Zuhören da etwas anstregender. Die Sängerin klatscht einem links und rechts eine ins Gesicht und ich schreie "meeeeehr"
Nun nochmal ein paar Vergleiche (jeweils ohne DIRAC, ohne RC, as is): Höhenbereich ATC SCM 11 vs. Abacus Cortex 11W:
Die Abacus sieht für mich hier linearer aus und fällt flacher / später ab.
Hier ein Vergleich ATC SCM 11 mit Nupro X3000, Nuvero 30 und Abacus Cortex 11W:
Dort sieht die Nuvero 30 im Vergleich klasse aus, fällt etwas eher ab, als die Cortex.
Und hier noch der Bassbereich:
Dort verhalten sich, in meinem Raum, die beiden geschlossenen Konzepte deutlich gutmütiger!
Nun warte ich jeden Moment darauf, dass DHL klingelt und mein nächstes Testobjekt bringt (diesmal wieder Bassreflex). Ich bin sehr gespannt! Die Cortex ist aktuell mein Favorit und könnte "Gewinner" werden, wird aber vermutlich zunächst dennoch zurückgeschickt - Abacus hat mittlerweile auch 3-Wege-Studiomonitore mit der Mirra 14 und Mirra 15, die ich im Vergleich nochmal hören möchte. Und auf die Nuboxx bin ich, wie gesagt, auch gespannt.
Ein bisschen schwer im Magen liegt mir zudem, dass ich bei Abacus den Eindruck habe, auf "alte" Technik zu setzen bei gleichzeitig hohem Preis. Gerade, wenn man das mal mit Nubert vergleicht:
Wahnsinn, welche Ausstattung man da im Vergleich bekommt. Das fällt erst so richtig im Fremdvergleich auf - die Nupro X3000 ist knapp halb so teuer wie die Cortex (das Pärchen unterlang einer kürzlichen Preiserhöhung von 500 €, in die ich natürlich reintappen würde
), bietet einem haufenweise digitale Eingänge, OLED-Displays, Appbasierte DSP-Optionen und eine geile Fernbedienung. Die Cortex kann da gerade mal mit XLR und Chinch-Eingängen aufwarten
Und bevor jemand schreit "du Missbrauchst die Widerrufsfristen": NEIN. Dem Händler der ATC habe ich einen Schein in die Kaffeekasse gesteckt, für das Testhören der Cortex 11 sind 50 € fällig und für die Mirra werden nochmal 100 € anfallen. Ich habe dort explizit die kostenpflichtigen Testhöroptionen gewählt, statt zu kaufen und kostenfrei zurückzuschicken. Soweit es geht, versuche ich also meinen "Schaden" zu kompensieren. Aber um eine Auswahl zu treffen, muss ich mir die Produkte einfach in die Wohnung kommen lassen, auch wenn es mit so viel Aufwand verbunden ist...
Ein bisschen schiele ich auch weiterhin noch auf die Vero 60, aber ich fürchte, die wird mir einfach zu groß sein. Und auf Basis der bisherigen Erfahrungen, wird die vermutlich noch weniger mit meinem Raum klarkommen, als die Nupro / Vero 30?
Vg
Paul