ergu hat geschrieben:Gerade weil man sich nicht persönlich kennt, sollte man ein wenig auf seine Schreibe achten. Sollten hier (Leistungs-) Sportler mitlesen und zu denen zähle ich mich aus der Vergangenheit gerade noch, wird denen nach solchen Zeilen die Galle hochgehen.
Ich stand jedenfalls bei meinem ersten Länderspiel als Jugendlicher ebenfalls stramm und da hatte Patriotismus keinerlei Raum. Aber das wird niemand verstehen, der nur in seiner eigenen kleinen Welt lebt...
Ach was wurde - auch in diesem Forum - vielen Leuten schon ihre angebliche politische Korrektheit um die Ohren gehauen. Aber wenns ums eigene Steckenpferdchen geht, dann kanns plötzlich gar nicht korrekt genug zugehen. Das ist durchaus allgemein gemeint, das obige Zitat bot sich nur als Aufhänger an.
Man kann sarkastische Bemerkungen durchaus auch ohne runde gelbe Gesichter machen. Ich habe geglaubt, dass die karikaturistische Überhöhung auch so deutlich würde. Zumal wir uns im "Dampfablassthread" befinden. Von Christoph Harting habe ich tatsächlich das erste Mal gelesen anlässlich des in der Presse veranstalteten Shitstorms. Leistungssport interessiert mich allenfalls peripher und wird mir Jahr für Jahr eher noch fremder, erst recht wenn er von sogenannten Amateuren ausgeübt wird, die - da bin ich als Ex-DDR-Bürger besonders empfindlich - auffällig oft ihren "Hauptberuf" bei Bundeswehr oder Polizei "ausüben". Man schaue sich nur mal die aktuelle Bundeswehr-Werbung an - wo sind wir da über die Jahre nur hingeraten? Vielleicht treffen wir die Brüder Harting ja demnächst beim Antiterroreinsatz, darauf wird ja gerade nach Kräften hingearbeitet. Aber nein, für solche Einsätze wird man potentielle Weltmeister und Olympiasieger natürlich nicht verheizen, da dürfen andere ran.
Ich finde es erschreckend, um nicht zu sagen krank, wenn sich die Besten der Welt miteinander messen und schon die Silbermedaille als Niederlage betrachtet wird (*). Da erbringen zwei Brüder unglaubliche Weltbestleistungen (auch noch mit Hexenschuss, wo unsereiner sich nicht mal alleine das Frühstück machen könnte), was doch schon für sich genommen ein geradezu einmaliges Phänomen ist, und die Presse hat nix besseres zu tun als sich über die angeblich peinliche Siegerehrung zu zerfetzen. Die selbe Presse, die sich genüsslich darüber ausgebreitet hat, dass eine Sängerin vor lauter Aufregung beim Singen der Hymne zwei Wörter durcheinandergebracht hat. Jener altlastigen Hymne, die wir heute nur noch in Fragmenten singen können, weil der Rest nur noch Nazis zur Ehre gereicht (auch da tun sich Parallelen zur ehemaligen sozialistischen Republik auf deutschem Boden auf...).
Und mein Seitenhieb auf die Patrioten rührt daher, dass ich erst jüngst hier im nuForum etwas über exjugoslawische Patrioten lesen musste - da hat man schon nur Resthaar auf der Rübe und selbst das stellt sich einem hier praktisch täglich auf.
(*) Ein durchaus nicht nur auf Sport begrenztes Phänomen. Wer erinnert sich noch an die großen Konzerte der drei Tenöre? Ich fand es damals durchaus bemerkenswert, Domingo, Pavarotti und Carreras so nebeneinander zu erleben (wenn auch nur am Bildschirm), aber die in entsprechenden Kreisen geführten Diskussionen, wer von den Dreien denn nun der Beste sei... Da geh ich dann doch lieber in die hiesige Oper und erfreu mich live an den Glücksmomenten und Schwächen "normaler" Sängerhelden, das ist nämlich auch ne Leistung, Vorstellung für Vorstellung...
aaof hat geschrieben:Ich hab mich über die Goldmedaille für ihn sehr gefreut. Die Hampelei eher menschlich gesehen. Wir bzw. die meisten von uns können sich nicht mal im entferntesten vorstellen, was in vielen Sportlern die dort oben stehen dürfen, so alles vorgeht.
Aber nein, natürlich können wir uns das vorstellen. Die Mühen und Schmerzen und Enttäuschungen und Erfolge fühlen sich für Siebenjährige im Schulsportwettbewerb auch nicht anders an.