Zweck0r hat geschrieben:Lemke46 hat geschrieben:Und: Es liegt oft an unserer "Billig"-Mentalität...

Ja der Spruch ' Geiz ist geil ' hat uns alle mehr oder weniger geprägt, das kann man bei vielen alltäglichen Dingen des Lebens beobachten.
Das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten an Waren aller Art zu kommen, hat das Ganze noch gefördert.
Amazon und Ebay prägen doch die Versandgeschäfte und beeinflussen somit auch die Art und Weise der Transportunternehmer.
Nicht nur der private Versand, auch der Transport von anderen (industriellen) Gütern innerhalb der Republik und auch ins benachbarte Ausland, hat durch die strikten Einsparungen großer Konzerne dazu geführt, das im Transportwesen vor allem kleine und mittlere Unternehmen oft jahrelang am Rande des Ruins arbeiten und dann irgendwann aufgeben müssen.
Bei der letzten Wirtschaftskrise mussten zB in Frankreich rund ein Drittel der kleinen und mittleren Transportunternehmen aufgeben und wurden zum Teil von den Großen geschluckt.
Wie soll denn ein Unternehmer noch was verdienen, wenn er für eine Komplettladung eines LKW's im Fernverkehr von Nordfrankreich nach Süddeutschland nur 600 Euro bekommt ? Da bleibt eigentlich nichts mehr übrig.
Mal abgesehen von dem Lohn für den Fahrer, kommen da noch die Spritkosten ( mit steigender Tendenz ) und die LKW-Maut hinzu, die Kosten für die Wartung ( alle 6 Monate TÜV , Reparaturen, etc. )usw.
Und dann muss die Ware möglichst auch noch am Tag beim Kunden sein ( zu einer bestimmten Zeit, sonst kann man nochmal hinfahren ).
Das es dann zu Lenkzeit- und Arbeitszeitüberschreitungen kommt, dürfte doch wohl klar sein.
Um Kosten zu sparen, werden dann auch deutsche Fahrer gegen solche aus den Ostblockländern ersetzt, die für ein Drittel des Lohnes eines deutschen Fahrers arbeiten.
Da braucht man sich dann nicht wundern, wenn der Frust immer größer wird.
Und die Überwachung durch den Staat bzw. die Behörden ist auch nicht ohne.
Wenn ich mich mal auf einer Fahrt nicht an die Geschwindigkeit halte und ich nicht sofort dafür zur Rechenschaft gezogen werde, passiert mir nichts mehr.
LKW-Fahrer haben da weniger Glück, die Daten für ihre Fahrten werden auf der Fahrerkarte ( früher auf den Tachoscheiben, die der Fahrer einen Monat lang bereithalten muss ) für ein halbes Jahr festgehalten und bei einer Kontrolle ausgelesen. Da kann es dann durchaus passieren, das man für ein Geschwindigkeitsvergehen, das man vor zwei Monaten begangen hat, noch zur Rechenschaft gezogen wird und bezahlen muss.
Bei den Lenkzeiten und Pausen ist es genauso.
Die Wartezeiten bei den Kunden, während der Fahrer darauf wartet, daß sein Fahrzeug beladen wird, zählt nicht als Pause,sondern Arbeitszeit.
Und sowie der LKW bewegt wird, sei es um nur von der Rampe auf die Seite zufahren, zählt die Pause auch nicht mehr.
Wer jetzt denkt, daß man das umgehen kann, indem man zwei Fahrer auf einen LKW setzt, damit das Fahrzeug dann quasi durchgehend bewegt werden kann, irrt. Die Fahrzeit des LKW erhöht sich dann nur um die Hälfte.
Ich fahre ab und zu mal mit meinem Freund im LKW mit, aber ich könnte mir nicht vorstellen, sowas als Berufskraftfahrer mein Leben lang zu tun. Ein paar Mal im Jahr ist das ja ganz nett und für mich ist das eine schöne Abwechslung. Erholen tue ich mich dabei nicht, da hauptsächlich nachts gefahren wird und sich der ganze Tagesrhythmus verschiebt. Aber ich komme dabei etwas rum und durch die erhöhte Sitzposition erlebt man die Umwelt ganz anders als im PKW. Viele Dinge entlang den Strassen kann man beobachten oder entdecken, während man im eigen Auto daran vorbei rast, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen.
Auch hat sich dadurch meine Fahrweise gerade auf Autobahnen gegenüber LKW's geändert, wenn ich sehe, daß ein LKW überholen will, lasse ich ihn das tun und ärgere mich nicht. Ich bin im Auto viel schneller wieder auf meiner Geschwindigkeit.
Und wie sich das im Auto anfühlt, wenn man mit Tempo 80 unterwegs ist, habe ich jetzt erlebt, als ich mit meinem Anhänger nach Spanien gefahren bin. Da nimmt man sich eben Zeit, macht ein paar Pausen mehr und sieht die Strecke eben als Teil des Urlaubs an.
Wenn ich zurückfahre wird das nicht anders sein,zumal ich dann ein Motorrad hinten drauf haben werde. Ich sehe das auch als Testfahrt an, da ich das nächste Mal, wenn ich hierher fahre, mein eigenes Motorrad mitnehmen will.
Da kann ich mich dann in die Kolonne der LKW's einreihen und beim Überholen höre ich dann in Gedanken die Leute in den Autos hinter mir fluchen, weil das etwas länger dauert.........
