Seite 4 von 6
Verfasst: Sa 3. Feb 2007, 17:24
von Nino
Kikl hat geschrieben:Was ist mit dem Gesamtwerk von Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Grieg, Verdi, Wagner, Richard Strauß, Tschaikowski, Chopin, Prokofiev, Berlioz, Gounod, Massenet, Puccini, Brahms, Bruckner, Mahler, ....
hallo,
ich bezog das ja wie gesagt auf die meinung der wissenschaft (musikwissenschaft), und da gibt es wohl tatsächlich keine 2 meinungen zu j.s. bach....der bach war ja zu lebzeiten schon ein internationaler superstar mit eigenheiten, wie sie heute auch gerne von topstars gepflegt werden...
hier wird auch nicht der musikgeschmack bewertet, sondern der einfluss der musik, ihre orginalität,neuerungen, auswirkungen bis heute,komplexität,...
ich bin selber kein musikwissenschaftler und mag sicher viele stücke von beethoven,mozart,wagner,brahms,haydn,queen,springsteen,u2,beatles,etc. lieber hören als werke vom tauben bach...
aber wenn man schon nach dem "größten" musikwerk fragt, dann ist bach wohl kaum zu toppen...?!
grüße,
nino
Verfasst: Sa 3. Feb 2007, 19:30
von pandosto
Nino hat geschrieben:
... lieber hören als werke vom tauben bach...
Meinst Du nicht vielleicht Beethoven, der seine 9. Symphonie geschrieben hat, als er schon fast taub war????
Vielleicht war aber Bach auch taub und ich wusste das noch nicht.
So rein aus dem Bauch heraus hätte ich auch sofort den Bach in Verbindung mit dem größten Werk gebracht. Aber zu den Vergleichen ist ja schon alles gesagt worden. Wobei ich selber immer wieder erstaunt bin, welche unbeschreibliche SCHÖNHEIT in schon recht einfachen kleinen Präludien von Bach steckt. Es ist wohl wirklich irgendwie die Kombination von Harmonieabfolgen, die Bach bis zur Perfektion betrieben hat. Ich selber spiele neben meiner E-Gitarre in letzter Zeit immer wieder häufiger auch die klassische Gitarre und da sind es wirklich besonders Stücke von Bach (eigentlich für Laute geschrieben) die bei mir am meisten innere Freude erzeugen. Klingt bescheuert aber es ist ernst gemeint.
Wo ich Mozart oft zu kitschig finde oder Beethoven und andere zu aufdringlich bin ich bei Bach immer wieder von der puren Schönheit der Musik begeistert.
Neben der rein ästhetischen Schönheit gibt es natürlich noch allerlei andere Kriterien mit denen Musik bei mir wirkt und da würden mir auch je nach Stimmung eher Pink Floyd, Queen, ... oder was weiß ich noch wer als Macher von großen Werken einfallen. Nicht zu vergessen King Crimson oder Gentle Giant, ohne die jemand anderes den Progressive Rock (da finde ich für mich große Werke) hätte erfinden müssen.
Gruß, Pandosto
Verfasst: So 4. Feb 2007, 08:55
von Kikl
Hallo Pandosto,
schöner Beitrag. Die Wirkung von Bach auf Dich finde ich interessant. Du findest Bach einfach schön, während Mozart/Beethoven tendenziell kitschig für dich ist. Für mich ist Bach tendentiell kalt (uhrwerkartig) während ich die anderen beiden im positiven Sinne emotional finde. Ich glaube aber, dass das einfach unterschiedliche Betrachtungswinkel desselben Gegenstands sind.
Gruß
Kikl
Verfasst: So 4. Feb 2007, 11:21
von g.vogt
Hallo alle miteinander,
interessante Wendungen, die dieser Thread nimmt. Mein Beitrag war durchaus etwas schräg/provokant gemeint, weil raw ja bei Werk ja eher nur ein einziges Musikstück im Ohr hatte, wohingegen ich spontan an das Werk im Sinne eines Lebenswerkes dachte - und da ist Bach für mich nun mal der Mann, der die Musik wie kein zweiter auf Jahrhunderte hin geprägt hat, bei ihm ist es, als ob er die "Naturgesetze der Musik" als erster zur Gänze durchdrungen und niedergeschrieben hätte.
Uhrwerkartig? Ja, so kann man Bach auch spielen und dann gefällt es mir auch nicht unbedingt. Bachs Musik verträgt aber so gut wie jede Interpretation nahezu schadlos, man kann ihn hochromantisch spielen, verjazzen, durch den Computer jagen.
Mir gefällt pandostos Beitrag sehr gut; als Chorsänger bekomme ich auch desöfteren Gelegenheit, Bachsche Werke mitzugestalten - da ist nichts kalt, finde ich, mit einem schier unerschöpflichen Ideenreichtum und Geschick hat Bach Geschichte und Empfindung musikalisch verwoben.
Mit internetten Grüßen
Gerald Vogt
Verfasst: So 4. Feb 2007, 13:29
von Kikl
Aber Bachsche Werke besitzen nun einmal nicht die Empfindsamkeit und den Humor von Mozarts Musik. Die Leidenschaft und das Temperament Beethovens vermisse ich auch. In einer wichtigen Musikgattung, nämlich der Oper, hat Bach überhaupt nichts hervorgebracht. Insofern möchte ich der These widersprechen, er sei Wegbereiter aller Musikgattungen nach ihm.
Ich habe nichts gegen J.S. Bach und es wäre ein herber Verlust, wenn es seine Musik nicht gäbe, die ich auch sehr mag. Nur finde ich diese These er stünde über allen anderen ungerecht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie man diese These musikwissenschaftlich beweisen sollte; da bin ich skeptisch. Aber gut, ich möchte wirklich niemandem die Freude an J.S. Bach schmälern. Er wäre sicherlich ein würdiger Titelträger.
Gruß
Kikl
Verfasst: So 4. Feb 2007, 14:20
von pandosto
Kikl hat Recht. Man kann natürlich nicht diese großen Komponisten gegeneinander ausspielen. In dem geistlichen Umfeld aus dem Bach kam, wäre die Oper mit ihrem Schauspiel undenkbar gewesen. Da sind eher soetwas wie das Weihnachtsoratorium oder die Passionen entstanden. Ich höre auch gerne Mozart und Beethoven, genau aus den von Kikl genannten Gründen, nur wirkt das eine auf mich halt irgendwann zu süßlich und das andere manchmal zu stürmisch. Aber das ist OK und auch sehr von meiner Stimmung abhängig. Oft braucht man ja auch genau dies. Und immer nur Bach wäre ja auch wirklich irgendwann langweilig. Da ist's gut, dass es verschiedene Herangehensweisen an die Musik gegeben hat. Wäre nicht dem göttlichen Werk von Bach das eher menschliche Werk anderer Komponisten gegenübergestellt worden, würde auch etwas fehlen. Ist so natürlich übertrieben aber man kanns sehen wie man will. Wobei dennoch z.B. die Kunst der Fuge für mich unerreichte musikalische Spielereien bleiben, die nicht von darin hineingelegten Gefühlen leben sondern nur von den Harmonien selbst und sich daher auch bei mir nicht so schnell abnutzen können.
Anbei ein tolles Stück Musik von Bach (für Laute, hier auf der Gitarre). Das bin nicht ich der da spielt und ich selbst stecke da bisher immer noch im ersten Teil davon fest, aber es verdeutlicht für mich das, was ich oben über die Fuge geschrieben habe.
http://www.youtube.com/watch?v=ljnjCbOfQdE
Gruß, Pandosto
Verfasst: So 4. Feb 2007, 14:39
von Riddick
Ich habe mir vor einiger Zeit 3 Doppel CDs gekauft, jeweils "The Very Best Of" Bach, Beethoven und Mozart. Die Sammlungen verschaffen für Klassikanfänger einen ganzen guten Einblick in das Lebenswerk des jeweiligen Komponisten.
Die Mozart CD kann ich ohne größere Anstrengung nebenbei anhören, die Musik nervt nicht und entspannt durch ihre Verspieltheit.
Bei Beethoven ist es auch noch relativ unkompliziert, allerdings etwas temperamentvoller und fordernder für den Zuhörer.
Bei Bach fällt es mir allerdings sehr schwer die kompletten CDs am Stück, oder auch nebenbei zu hören. Diese Musik empfinde ich als äußerst anspruchvoll was Harmoniewechsel und schnelle Tonfolgen betrifft. Der Vergleich mit einem "Uhrwerk" mag zwar etwas despektierlich erscheinen, trifft aber in gewisser Weise zu.
Abgesehen von meinem Eindruck, sind natürlich alle drei Komponisten mit ihrem Gesamtwerk genial. Ich möchte da keine Rangliste erstellen.

Verfasst: So 4. Feb 2007, 15:00
von pandosto
Riddick hat geschrieben:
ohne größere Anstrengung nebenbei anhören
...Bach ... oder auch nebenbei zu hören. Diese Musik empfinde ich als äußerst anspruchvoll was Harmoniewechsel und schnelle Tonfolgen betrifft. Der Vergleich mit einem "Uhrwerk" mag zwar etwas despektierlich erscheinen, trifft aber in gewisser Weise zu.
Ts, Ts, Ts. Sowas hört man auch nicht nebenbei.

Die Schönheit liegt mal wieder im Auge des Betrachters. Oder wohl besser im Ohr.
Verfasst: So 4. Feb 2007, 15:18
von pandosto
Riddick, hör Dir die Bach-CD ein paar Mal an, bis Du die Stücke kennst und innerlich nachvollziehst, und Dir offenbart sich musikalische Vollkommenheit!!!

Verfasst: So 4. Feb 2007, 15:32
von Riddick
pandosto hat geschrieben:Riddick, hör Dir die Bach-CD ein paar Mal an, bis Du die Stücke kennst und innerlich nachvollziehst, und Dir offenbart sich musikalische Vollkommenheit!!!

Ich habe mir auch schon einige komplette Werke zugelegt und habe z.B. mit den Orchestersuiten oder Violinkonzerten von Bach keine Probleme, diese empfinde ich als sehr angenehm. Allerdings fällt es mir schwerer ein Cembalokonzert oder gar eine Messe komplett anzuhören.