Hallo Sirarokh,
interessanter Einstiegspost, zu dem ich noch meinen Kommentar geben muss:
In deiner Aussage sehe ich meine Feststellung bestätigt, dass vielen Leuten die hohe Wiedergabe Treue im Grunde egal ist, der Klang soll hauptsächlich "schön", "angenehm", "ansprechend", etc. sein. Ironischerweise ist also die Bedeutung des Begriffs "HiFi" inzwischen ins Gegenteil gekehrt worden, von der Wiedergabe Treue, die objektiv messbar ist, zum "edlen Schönklang". <-Adjektive austauschbar. Eine Bekennung zum Subjektivismus. Die Schuld/Ehre dafür gebe ich sowohl den HiFi Schmuddelblättchen wie auch der Industrie selbst.
Um die ursprüngliche Bedeutung von "HiFi" zu wahren wäre Ich dafür, dass man einen neuen Begriff einführt, "HiLi", von High-Liking, also "großes Gefallen". Die Ähnlichkeit zu High-Lie sollte nicht weiter stören. Die Hersteller würden erkennen, dass sie ohne die Notwendigkeit von Wiedergabetreue viel mehr Freiheiten hätten einen differenzierten Klang zu kultivieren und so noch unterschiedlichere Zielgruppen ansprechen könnten. Sarkasmus-Tag zu.
Das begründet dann auch mein Desinteresse an Hifi-Publizismus: Gut ist, was gut klingt. Und was Gut klingt, entscheide nur ich und sonst niemand. Ob ich dafür 5000 oder nur 250 ausgeben muss, entscheidet primär mein Geldbeutel und mein Anspruch. Nur eines will ich nicht mehr: Einen Fachesoteriker, der mir weißmachen will, dass er besser hört als ich selbst, denn selbst wenn er es kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er damit für mich Recht hat.
Gegen diese Haltung ist überhaupt nichts einzuwenden, ich würde sogar behaupten, dass es die einzig vernünftige ist.
Vielleicht wäre das auch eine interessante Definition von HiFi: Je besser die Anlage, desto weniger klingt sie nach Anlage.
Ja, das wäre eine Definition nach meinem Geschmack

Eine ideale Anlage würde - entsprechende Aufnahmen vorausgesetzt - das Aufgenommene für den Höhrer 100% identisch wiedergeben. Das wird natürlich nie der Fall sein. Vieleicht mal wenn wir künstliche Stimuli direkt an den Höhrnerv oder gar das Gehirn weitergeben können
Der Frequenz- und Phasengang muss am Trommelfell identisch mit dem sein, was ankäme, wenn man im Konzertsaal säße. Und das ist diesseits von Kunstkopfaufnahmen und in-Ear-Audiolösungen nicht möglich.
Klar, es kommt nicht von ungefähr, dass ich seit dem ersten hören von Kunstkopfaufnahmen begeistert war. Dennoch...
...finde [ich] mehr Genuss darin, Musik zu genießen als einem ohnehin nicht erreichbaren Hifi-Ideal nachzujagen.
Musik ist essenziell eine Übermittlung von Ideen und Gefühlen, und solange diese Übermittlung bei einer Wiedergabe ausreichend klar ist hat man schon alles worauf es ankommt. Andernfalls könnte man sich nie am untreuen Klang einer alten Schallplatte erfreuen. Die Suche nach Klangverbesserung ist dennoch legitim, da jeder sein eigenes "ausreichend" finden sollte.
Mein Weggang von der Musik liegt wohl hauptsächlich am Fehlen von neuem Material, was wohl weiterhin am Fehlen von Vorschlägen aus den bekannten Zeitschriften liegt.
Da geht es mir ganz anders, ich komme mit dem Hören überhaupt nicht nach! Und das bei einem Schnitt von bestimmt 20 Scheiben pro Woche. Dank Newslettern von Labels, Lieblingslisten auf Amazon, tonspion.de, schallplattenmann.de, nordische-musik.de und sonstigen Empfehlungen kann ich mich seit Jahren nicht mehr über fehlendes Material beschweren.
Grüssle