Verfasst: Di 24. Mai 2005, 15:50
Hallo,
gehen wir doch mal ins Detail um die Spekulationen etwas zu hinterfüttern:
Bei der Box handelt es sich um eine Dreiwegkonstruktion mit den Trennfrequenzen 150Hz und 3500Hz. Wie die Filter realisiert werden - mechanisch oder elektrisch - spielt erst mal keine Rolle.
Im Baß kommt eine sog. Bandpasskonstruktion zum Einsatz, die mechanische Filter bilden.
Im Mitteltonbereich werden zwei Isophon PSM 120 (neuere Ausführung mit Gummisicke) eingesetzt mit sd zu je 70cm² Die beiden Treiber laufen bis 800Hz parallel; der seitliche wird bei 800Hz ausgeblendet, während der vordere bis 3500Hz läuft und dann an eine 25er Kalotte übergibt.
Stichwort Pegel:
Von der Papieform ist pegelmässig alles im grünen Bereich. Die Treiber werden steilflankig getrennt, mechanisch und elektrisch ist die Performance im Mitteltonbereich ausreichend. Es stehen 140cm² Membranfläche zur Verfügung. Das ist bei angenommenen 1mm Hub für 101dB bei 150Hz gut. Der Pegel ist bei 150Hz aber schon um 6dB durch die Trennung abgefallen, so daß 107dB rausspringen. Ausreichend für eine Hifi-Box.
Stichwort Punktschallquelle:
Beworben wird der Lautsprecher als Quasipunktschallquelle. Schauen wir genauer hin.
Treiberabstand ca. 13cm (aus der Membrangröße des MT und Flanschgröße des HT berechenbar), Trennfrequenz 3500Hz. Für Koaxtypische interferenzarme Abstrahlung ist die Bedingung Treiberdistanz (d)/Lambda < 0,5 zu erfüllen.
Lambda für 3500Hz: 10cm.
d/Lambda = 1,3! Weit entfernt von den geforderten 0,5.
Oder anders ausgedrückt: Die Treiberdistanz dürfte nur 5cm betragen.
Es werden sich somit zahlreiche Nebenkeulen ausbilden (Interferenzen) und ein über vertikale Winkel stark schwankender Amplituden- und Phasenverlauf einstellen. Die Interferezbreite wird durch steilflankige Filter verkleinert, von Punktschallquelle ist man aber weit entfernt.
Stichwort Abstrahlverhalten:
Bedingt durch die Schallwandgröße (B=22cm) findet der Übergang vom Kugel- zum Halbraumstrahler bei 500Hz statt.
Der Bereich der Eigenbündelung beginnt bei dem 5"er MT bei ka=1 entsprechend 1400Hz. Darüber nimmt die Bündelung mehr und mehr zu. Betrieben wird der Treiber bis ka=2,5.
Der Lautsprecher agiert unter 500Hz also als Kugelstrahler, geht dann in den Halbraumstrahler über um ab rund 1500Hz mehr und mehr zu beamen um bei 3kHz eine beachtliche Bündelung auszubilden.
Nun kommt der zweite Mitteltöner ins Spiel. Er wird nur in dem Bereich betrieben, wo der Treiber sich als Kugelstrahler verhält. Das Abstrahlverhalten wird im Grundtonbereich etwas indifferent, da die beiden Mitteltöner zusammen horizontal bündeln. Die Abstrahlkeule wird winklig ausgebildet, was zunächst etwas befremdlich erscheint, aber doch Sinn machen kann. Entgegen den Aussagen der Hifi Records, sollte das Bündelungsmaß steigen und nicht fallen. Messungen unter Winkeln der Hifi Records bestätigen dies. Ungünstig wirkt sich aber u.U. die Beschallung der Stirnwand aus.
Die Präsenzdelle, bzw. Sprung in der Directivity kann dieses Konzept aber leider nicht verhindern.
Der Freifeldfrequenzgang dieses Lautsprechers ist dem Anschein nach untadelig (wie bei anderen Isophon-Produkten auch), die Filterflanken (durch serielle Weiche?) sehr steil, was günstig ist.
Insgesamt finden sich bei den Isophon-Boxen einige richtige Ansätze. Z.B. auch die Verwendung von zwei 12cm Mitteltöner auf der Frontseite beim Topmodell. Der untere wird bei 1kHz ausgeblendet. Das ist gegenüber D'Appolito ein weit besserer Ansatz.
Gegenüber vielen Haientkonstruktionen hebt sich dieser Lautsprecher wohltuend ab, was aber auch keine Kunst in Anbetracht der dort anzutreffenden Schwachsinnigkeiten ist.
Konsequenz und Stringenz bzgl. akustischer Optimierung kann man aber auch nicht unbedingt feststellen.
Übertriebene Darstellungen bzgl. Punktschallquelle halten einer näheren Betrachtung nicht stand, Diffusschallverhalten ist mängelbehaftet und die hohe Trennfrequenz des PSM 120 ist kritisch zu betrachten.
Gruß, Uwe
gehen wir doch mal ins Detail um die Spekulationen etwas zu hinterfüttern:
Bei der Box handelt es sich um eine Dreiwegkonstruktion mit den Trennfrequenzen 150Hz und 3500Hz. Wie die Filter realisiert werden - mechanisch oder elektrisch - spielt erst mal keine Rolle.
Im Baß kommt eine sog. Bandpasskonstruktion zum Einsatz, die mechanische Filter bilden.
Im Mitteltonbereich werden zwei Isophon PSM 120 (neuere Ausführung mit Gummisicke) eingesetzt mit sd zu je 70cm² Die beiden Treiber laufen bis 800Hz parallel; der seitliche wird bei 800Hz ausgeblendet, während der vordere bis 3500Hz läuft und dann an eine 25er Kalotte übergibt.
Stichwort Pegel:
Von der Papieform ist pegelmässig alles im grünen Bereich. Die Treiber werden steilflankig getrennt, mechanisch und elektrisch ist die Performance im Mitteltonbereich ausreichend. Es stehen 140cm² Membranfläche zur Verfügung. Das ist bei angenommenen 1mm Hub für 101dB bei 150Hz gut. Der Pegel ist bei 150Hz aber schon um 6dB durch die Trennung abgefallen, so daß 107dB rausspringen. Ausreichend für eine Hifi-Box.
Stichwort Punktschallquelle:
Beworben wird der Lautsprecher als Quasipunktschallquelle. Schauen wir genauer hin.
Treiberabstand ca. 13cm (aus der Membrangröße des MT und Flanschgröße des HT berechenbar), Trennfrequenz 3500Hz. Für Koaxtypische interferenzarme Abstrahlung ist die Bedingung Treiberdistanz (d)/Lambda < 0,5 zu erfüllen.
Lambda für 3500Hz: 10cm.
d/Lambda = 1,3! Weit entfernt von den geforderten 0,5.
Oder anders ausgedrückt: Die Treiberdistanz dürfte nur 5cm betragen.
Es werden sich somit zahlreiche Nebenkeulen ausbilden (Interferenzen) und ein über vertikale Winkel stark schwankender Amplituden- und Phasenverlauf einstellen. Die Interferezbreite wird durch steilflankige Filter verkleinert, von Punktschallquelle ist man aber weit entfernt.
Stichwort Abstrahlverhalten:
Bedingt durch die Schallwandgröße (B=22cm) findet der Übergang vom Kugel- zum Halbraumstrahler bei 500Hz statt.
Der Bereich der Eigenbündelung beginnt bei dem 5"er MT bei ka=1 entsprechend 1400Hz. Darüber nimmt die Bündelung mehr und mehr zu. Betrieben wird der Treiber bis ka=2,5.
Der Lautsprecher agiert unter 500Hz also als Kugelstrahler, geht dann in den Halbraumstrahler über um ab rund 1500Hz mehr und mehr zu beamen um bei 3kHz eine beachtliche Bündelung auszubilden.
Nun kommt der zweite Mitteltöner ins Spiel. Er wird nur in dem Bereich betrieben, wo der Treiber sich als Kugelstrahler verhält. Das Abstrahlverhalten wird im Grundtonbereich etwas indifferent, da die beiden Mitteltöner zusammen horizontal bündeln. Die Abstrahlkeule wird winklig ausgebildet, was zunächst etwas befremdlich erscheint, aber doch Sinn machen kann. Entgegen den Aussagen der Hifi Records, sollte das Bündelungsmaß steigen und nicht fallen. Messungen unter Winkeln der Hifi Records bestätigen dies. Ungünstig wirkt sich aber u.U. die Beschallung der Stirnwand aus.
Die Präsenzdelle, bzw. Sprung in der Directivity kann dieses Konzept aber leider nicht verhindern.
Der Freifeldfrequenzgang dieses Lautsprechers ist dem Anschein nach untadelig (wie bei anderen Isophon-Produkten auch), die Filterflanken (durch serielle Weiche?) sehr steil, was günstig ist.
Insgesamt finden sich bei den Isophon-Boxen einige richtige Ansätze. Z.B. auch die Verwendung von zwei 12cm Mitteltöner auf der Frontseite beim Topmodell. Der untere wird bei 1kHz ausgeblendet. Das ist gegenüber D'Appolito ein weit besserer Ansatz.
Gegenüber vielen Haientkonstruktionen hebt sich dieser Lautsprecher wohltuend ab, was aber auch keine Kunst in Anbetracht der dort anzutreffenden Schwachsinnigkeiten ist.
Konsequenz und Stringenz bzgl. akustischer Optimierung kann man aber auch nicht unbedingt feststellen.
Übertriebene Darstellungen bzgl. Punktschallquelle halten einer näheren Betrachtung nicht stand, Diffusschallverhalten ist mängelbehaftet und die hohe Trennfrequenz des PSM 120 ist kritisch zu betrachten.
Gruß, Uwe