Na gut, ein bisschen was kann ich schreiben.
Hinweis: Natürlich weiß ich, dass der Lautsprecher-Hersteller "Klein + Hummel" mittlerweile von Neumann übernommen wurde, was eigentlich heißt, dass die jetzt zum Sennheiser-Konzern gehören (denn denen gehört Neumann), und dass sie ebenfalls mittlerweile unter "Neumann KH ..." vertrieben werden. Ich schreib der Einfachheit halber aber immer nur "K+H", jeder weiß ja, was gemeint ist.
Wir befinden uns für den Vergleich im Fachbereich MAZ, in dem ich ab und zu aushelfe. Also nicht in der Ton-Abteilung!
Ein Arbeitskollege hat sich für einen Schnittplatz zuhause 2 nuPro A-200 bestellt und hätte die doch ganz gerne gegen die etwas kleineren K+H probegehört. Die
K+H O 110 sind beim SWR ein Universal-Arbeitsmittel und stehen quasi überall, wo man zwar gut abhören aber keinen Ton mischen muss. Also beispielsweise an jedem MAZ-Studioplatz, an vielen Schnittplätzen usw. Es sind nicht die Referenz-Abhören in den Tonregien (da stehen MEG 901 K), aber ich will damit sagen: O 110 sind massenhaft verfügbar. O 120 (Neumann) haben wir keine. Zumindest nicht in der Abteilung, in der ich arbeite. Die 110 kenne ich aber schon ewig und halte sie für sehr gute Lautsprecher.
Übrigens habe ich nicht ich dem Kollegen die nuPros empfohlen sondern wiederum ein anderer Kollege (der auf den Fotos der mit den langen Haaren ist. Der andere ist der, der sie sich gekauft hat).
Natürlich ist der Vergleich O 110 vs. nuPro A-200 nicht ganz fair, weil die K+H einfach 12 Jahre älter sind, die kamen 2002 auf den Markt, und ich denke, dass unsere auch etwa von da sind. Fair wäre ein Vergleich gegen die O 120, aber die sind halt nicht da. Nunja.
Wir haben im Fachbereich MAZ einen recht großen Schnittraum, in dem nur ein Avid steht. Früher wurde in diesem Raum die Werbung fürs Vorabendprogramm zusammengesetzt (täglich frisch), da war der etwas voller, aber jetzt ist halt nur noch dieser Riesenarbeitstisch mit einem Avid-Schnittplatz und 2 Silent Racks drin. Sieht man auf den Fotos ganz gut. Der Arbeitstisch ist geteilt höhenverstellbar, was für einen LS-Vergleichsaufbau sehr praktisch ist. Und außerdem ist im Raum ein Yamaha 03D, das sich als Pegelabgleich und verzögerungsfreie Umschaltmatrix natürlich sehr gut eignet.
Da ich die Anleitung der nuPros natürlich NICHT gelesen habe, habe ich auch nicht gewusst, dass der analoge Autogain offensichtlich ausschaltbar ist. Jedenfalls habe ich die nuPros zuerst analog angeschlossen (damit auch hier kein Nachteil für die anderen Lautsprecher entsteht, die nur einen analogen Eingang haben, dafür ist dieser symmetrisch, wie sich das im professionellen Umfeld auch gehört

), bin dann aber bald auf S/PDIF elektrisch gewechselt, weil sich herausstellte, dass der Pegelabgleich damit besser zu machen ist. Ich habe mit Pink Noise eingerauscht und mit einem NTi Minilyzer ML1 gemessen. So auf 0,5 dB genau kriegt man das schnell hin. Ich halte übrigens nichts davon, bandbegrenzt einzurauschen, um die verschiedenen Tiefgänge der zu vergleichenden Lautsprecher auszublenden. Wenn man das macht, wirkt die Box, die tiefer geht, dann doch wieder lauter, wenn man Fullrange-Signale abspielt.
Der Kollege, der den Vergleich machen wollte, hatte die Brothers in Arms (Dire Straits) auf den Avid kopiert, ich selbst meine vier Referenztitel von Kari Bremnes. Mehr hatten wir gar nicht da, wir sollten ja auch noch was schaffen an dem Tag. (Fakt ist. Wir arbeiteten gestern alle im Ingest, was heißt, dass man Videomaterial zum Schnitt einspielt und bereitstellt. Da kommt es immer wieder zu langen Wartezeiten, wenn die großen Datenmengen kopiert werden, so dass das Probehören die Arbeit nicht beeinträchtigt hat. Da hätten unsere Vorgesetzten auch was dagegen gehabt.)
Ich selbst habe gar nicht so viel gehört, so dass ich zu den Lautsprechern nicht so arg viel schreiben kann. Mir ist aufgefallen, wie sehr es bei den K+H ankommt, im Sweet Spot zu sitzen - sie bündeln halt viel stärker. Ich habe die Lautsprecher übrigens nur kurz eingedreht und dann gleich wieder parallel zur Tischkante gestellt, wie man das auf den Fotos sieht, weil das auch an den Arbeitsplätzen eher die Normalaufstellung ist. Üblicherweise hat ein Kollege gehört und der andere umgeschaltet. Der Test war somit zwar im gewissen Maße verblindet, aber man hörte trotzdem immer gleich, welche Box gerade läuft. Sie unterscheiden sich tonal doch mehr, als es die Frequenzschriebe vermuten ließen. Selbstverständlich waren beide Paare auf Neutral gestellt.
Mir persönlich (und was ich herausgehört habe auch allen Kollegen, die verglichen haben) hat die nuPro besser gefallen. Natürlich geht sie deutlich tiefer runter als die K+H (zeigt sich bei Kari Bremnes "Ansiktet te manen" wunderbar), aber sie löst auch schöner auf. Versucht man bei "Litt Happiness kan ikkje skade" auf das quasi nicht vorhandene Ausklingen des Basses zu achten, dann hört man das trotz Schlagzeug und Klavier bei der nuPro wunderbar, bei der K+H verschmiert das alles ein wenig. Außerdem - und das hat mich wirklich überrascht - hat die K+H bei Stimmen genäselt, als ob der Frequenzbereich zwischen 800 und 1000 etwas überbetont wäre.
Mit dem Intro von "Money for nothing" (nicht Kari Bremnes) haben wir dann mal beide Boxen noch mit "Normpegel" angefahren, also so, dass bei der K+H die Betriebsleuchte im Takt ausging. Die nuPro konnte bei dem Pegel nur müde lächeln und den Sound so souverän in den Raum schmeißen, dass es beängstigend war. Aber für eine Schnittplatz-Abhöre ist diese Disziplin völlig unwichtig.
3 Kollegen vom Ton sind auch kurz vorbeigekommen und fanden die Vorstellung der nuPro sehr überzeugend. Sagten aber auch einstimmig, dass man halt die O 120 zum Vergleich holen müsste, weil die letzten 12 Jahre auch an K+H nicht spurlos vorübergegangen sind - weder an unserem alten Paar noch an der Entwicklungsabteilung.
So gesehen hatten wir viel Spaß, der Kollege hat die Gewissheit, gute Lautsprecher erworben zu haben - und ein Testfazit bringt dennoch nicht viel. Sorry.
Und ich merkte erneut, dass ich einfach kein guter Vergleichshörer bin. Ich höre halt doch lieber Musik als Lautsprecher.
Wete
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