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Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Mo 26. Mai 2014, 19:26
von CarlTheodor
Genussmensch hat geschrieben:@einheitliche Bildung in ganz Deutschland: Schärfster Widerspruch! Habe leider keine Zeit für lange Ausführungen, aber bei der Vorstellung, dass manche bildungspolitische Sau der letzten 50 Jahre durch ganz Deutschland getrieben worden wäre, graut es mir! Wir befänden uns dann alle auf dem Bildungsniveau von Bremen (ohne dort irgendwem nahetreten zu wollen ).
Gegenfrage: Wären diese Bremer Säue denn in ganz Deutschland mehrheitsfähig gewesen ? Wohl eher nicht. Also wären sie wohl diskutiert, aber nicht durchs Dorf getrieben worden. Ansonsten halte ich diese Bildungsdebatten für die schlimmsten Debatten, die es in Deutschland gibt. Da treffen nämlich Fundamentalisten jeglicher Farben aufeinander und tragen ihre ideologischen Grabenkämpfe auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen aus. Das trifft gleichermaßen linke Gleichmacherei wie Hamburger (oder Heidelberger) großbürgerliche Besitzstandswahrer, die einen Bürgerentscheid durchsetzen, nur damit ihre Wunderkinder nicht mit den Kindern der türkischen Putzfrau, die zuhause den Dreck wegräumt, zusammen eine Schule teilen müssen. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber da kommt mir buchstäblich das Kotzen.
Gruß CT
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Mo 26. Mai 2014, 19:28
von palefin
genauso wie es nicht ohne das föderale System geht ... wird es nie eine einheitliche Schulbildung geben.
>>>> Stichwort... Kulturhoheit der Länder.
Dennoch ist eine Möglichst hohe Anpassung der Abschlüsse vonnöten...

Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Mo 26. Mai 2014, 19:45
von caine2011
CarlTheodor hat geschrieben:
Völlig d'accord. Das bräuchten wir wirklich. Dazu ein entschlackter Lehrplan für ein Abitur nach 12 Jahren, damit das sinnvoll funktionieren kann (und nicht wie hier in Baden-Württemberg, wo man einfach den Stoff in 12 Jahre gezwängt hat, mit dem Ergebnis, dass Schüler heutzutage längere Arbeitstage haben als ihre Eltern). Dazu käme meines Erachtens - weswegen ich auch nicht den Begriff G8 verwende - eine Reform zu längerem gemeinsamen Lernen. Abschaffung der Hauptschule, Trennen zwischen Mittlerer Reife und Gymnasium nach dem 8. Schuljahr, das fände ich gut. Dann könnte man Spätzünder wirklich mitnehmen. Und es hätte eine soziale Komponente: Das Risiko eines Gymnasiasten, aufzuwachsen ohne jemals einen Hauptschüler zu Gesicht zu bekommen, würde deutlich minimiert.
mein mitleid hält sich für die armen schüler doch sehr in grenzen, zumal ich in einem bundesland zur schule ginf, was den 13-jährigen lehrplan der "armen" schüler in baden-württemberg einfach in einen 12-jährigen schulplan des gymnasiums gedrückt bekommen haben, wo im schnitt in jedem schuljahr mehr vermittelt wurde, was dort erst später in der 13. beigebracht wurde
geschadet hats keinem von uns
den schüler der länger in der schule sitzt als 7,5 stunden möchte ich sehen (und nein nachhilfe ist keine schule, da ist die ursache eher woanders zu suchen, vlt. bei den eltern die zwanghaft das kind auf gym stecken müssen) und auch hausaufgaben sind nunmal ein trauriges los des schülers...andere leute beschweren sich auch nicht, wenn sie arbeit mit anch hause nehmen
wer ein anspruchsvolles und hohes niveau in der schulbildung bereits vermittelt bekommt, hat es später einfacher sich in die reste unserer leistungsgesellschaft zu integrieren (-->aber das ist sicher auch wieder nur die "hässliche fratze des liberalismus")
@Genussmensch: ja nach unten angleichen ist immer einfach um gewisse quoten an sitzenbleibern zu erfüllen und gut da zustehen (und dann wiederum schlecht im internationalen vergleich)
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:04
von Weyoun
Genussmensch hat geschrieben:@einheitliche Bildung in ganz Deutschland: Schärfster Widerspruch! Habe leider keine Zeit für lange Ausführungen, aber bei der Vorstellung, dass manche bildungspolitische Sau der letzten 50 Jahre durch ganz Deutschland getrieben worden wäre, graut es mir! Wir befänden uns dann alle auf dem Bildungsniveau von Bremen (ohne dort irgendwem nahetreten zu wollen ).
Das meinst du jetzt aber nicht ernst, oder? Nur weil in einem Bundesland die Bildungspolitik auf dem absoluten Tiefstpunkt angekommen ist, kann man doch sagen, dass bei einem bundeseinheitlichen Bildungssystem die selben Fehler wiederholt werden!
Die Skandinavier machen es doch vor, wie ein gutes einheitliches System funktioniert.
Und auch die ehemalige DDR hatte hier ein gutes System (wenn man mal das politische Drumherum wie StaBü etc. weglässt). Dort gab es auch die POS, in die man von der ersten bis zur 10-ten Klasse ging. Anschließend (bzw. wahlweise auch ab der 9-ten) konnte man in die EOS wechseln und das Abitur machen. Somit waren lange alle Schüler miteinander gemischt, was positiv für die "soziale Komponente" war.
CarlTheodor hat geschrieben:
Gegenfrage: Wären diese Bremer Säue denn in ganz Deutschland mehrheitsfähig gewesen ? Wohl eher nicht. Also wären sie wohl diskutiert, aber nicht durchs Dorf getrieben worden. Ansonsten halte ich diese Bildungsdebatten für die schlimmsten Debatten, die es in Deutschland gibt. Da treffen nämlich Fundamentalisten jeglicher Farben aufeinander und tragen ihre ideologischen Grabenkämpfe auf dem Rücken von Kindern und Jugendlichen aus. Das trifft gleichermaßen linke Gleichmacherei wie Hamburger (oder Heidelberger) großbürgerliche Besitzstandswahrer, die einen Bürgerentscheid durchsetzen, nur damit ihre Wunderkinder nicht mit den Kindern der türkischen Putzfrau, die zuhause den Dreck wegräumt, zusammen eine Schule teilen müssen. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber da kommt mir buchstäblich das Kotzen.
Gruß CT
Nicht nur dir kommt es dabei gehörig bröckelförmig aus dem Mund.
Bildungspolitiker sind in der Tat extreme Fundamentalisten und es ist echt traurig, dass man in einer Demokratie solche Worte in den Mund nehmen muss.
Was man zudem an Mrd. sparen könnte, wenn es einen Lehrplan gibt (inkl. nutzloser 16 Kultusminister und deren Staatsbeamten) und zudem die Lehrmittel auf den gleichen Standard gebracht würden...
Gruß, Martin
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:14
von caine2011
Weyoun hat geschrieben:
Was man zudem an Mrd. sparen könnte, wenn es einen Lehrplan gibt (inkl. nutzloser 16 Kultusminister und deren Staatsbeamten) und zudem die Lehrmittel auf den gleichen Standard gebracht würden...
Gruß, Martin
ist schon ein wenig populistisch und nutzlos würde ich die ministerien auch nicht nennen
aber prinzipiell muss ich dir zustimmen
auch erscheint mir das bildungssystem der DDR das das leitbild des finninschen systems ist, sehr sinnvoll
aber wer würde schon einen "ideologischen rückschritt" wagen
nur weil es für die schüler das beste wäre...
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:15
von Weyoun
palefin hat geschrieben:genauso wie es nicht ohne das föderale System geht ... wird es nie eine einheitliche Schulbildung geben.
>>>> Stichwort... Kulturhoheit der Länder.
Dennoch ist eine Möglichst hohe Anpassung der Abschlüsse vonnöten...

Bitte eine Beruhigungspille für mich! Wenn ich "Kulturhoheit der Länder" nur höre, schrillen bei mir schon die Alarmglocken.
Bzgl. Kultur können die Länder machen was sie wollen, aber bzgl. Bildung ist es echt fahrlässig, dieses brisante Thema irgendwelchen "Provinz-Gouverneuren" zu überlassen, denen mehr daran gelegen ist, sich zu profilieren als dem Wohlergehen unserer Kinder.
Und dabei sind unsere Kinder doch unser Kapital für die Zukunft!
caine2011 hat geschrieben:mein mitleid hält sich für die armen schüler doch sehr in grenzen, zumal ich in einem bundesland zur schule ginf, was den 13-jährigen lehrplan der "armen" schüler in baden-württemberg einfach in einen 12-jährigen schulplan des gymnasiums gedrückt bekommen haben, wo im schnitt in jedem schuljahr mehr vermittelt wurde, was dort erst später in der 13. beigebracht wurde
geschadet hats keinem von uns
den schüler der länger in der schule sitzt als 7,5 stunden möchte ich sehen (und nein nachhilfe ist keine schule, da ist die ursache eher woanders zu suchen, vlt. bei den eltern die zwanghaft das kind auf gym stecken müssen) und auch hausaufgaben sind nunmal ein trauriges los des schülers...andere leute beschweren sich auch nicht, wenn sie arbeit mit anch hause nehmen
wer ein anspruchsvolles und hohes niveau in der schulbildung bereits vermittelt bekommt, hat es später einfacher sich in die reste unserer leistungsgesellschaft zu integrieren (-->aber das ist sicher auch wieder nur die "hässliche fratze des liberalismus")
@Genussmensch: ja nach unten angleichen ist immer einfach um gewisse quoten an sitzenbleibern zu erfüllen und gut da zustehen (und dann wiederum schlecht im internationalen vergleich)
Wie haben wir es in Sachsen geschafft, in 12 Jahren unser Abitur zu meistern? Und dabei hatte ich trotz anspruchsvollem Lehrplan nie das Gefühl, zeitlich überfordert zu sein.
OK: 13 Jahre in 12 Jahre zu packen, ohne irgenwas dabei rauszuschmeißen, ist totaler Murks, ABER: Wie sah denn früher das 13-jährige Abitur aus?
Zumindest in Bayern waren die Abiturienten nach 12 1/2 Jahren bereits fertig, haben also keine vollen 13 Jahre gebraucht. In Sachsen dagegen hat man bis zu den Abiturprüfungen vollen Stundenplan. Bei so viel "Leerstand" in der 13-ten Klasse muss einfach Optimierungspotential für ein 12-Jahres-Abitur stecken!

Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:29
von caine2011
nein so großer murks ist das nciht mit den 13 jahre in 12 jahre packen...
wenn ich mir anschaue wie das system lief, hatte ich bis zur 10ten nahezu den identischen stoff den auch meine eltern in der POS vermittelt bekommen haben, da war aber bereits stoff dabei den ein bayerischer schüler erst ab der 11 vermittelt bekam
ergo ist das 13-jährige schulkonzept ein entschlacktes system was die anforderungen nach unten schraubt...warum das gemacht wird...naja vlt. liegt das daran, dass in Bayern (nicht nur da, ist mitlerweile gang und gäbe) geklagt wird um sein kind auf teufel komm raus ins gym zu kriegen, wenn in der grundschule keine empfehlung geschrieben wird...
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:30
von Weyoun
caine2011 hat geschrieben:ist schon ein wenig populistisch und nutzlos würde ich die ministerien auch nicht nennen
aber prinzipiell muss ich dir zustimmen
auch erscheint mir das bildungssystem der DDR das das leitbild des finninschen systems ist, sehr sinnvoll
aber wer würde schon einen "ideologischen rückschritt" wagen
nur weil es für die schüler das beste wäre...
Ein bisschen Populismus schadet nicht, wenn man denn vernünftige Vorschläge zu unterbreiten hat (im Gegensatz zu manch einem bayrischen Ministerpräsidenten)...
Einen "ideologischen Rückschritt" wagen? Ich, ich, ich
Man kann es doch auch anders verpacken: Nicht ein ideologischer Rückschritt, sondern die Übernahme des erfolgreichen finnischen Systems (wo die es herhaben, ist doch völlig Wurst).

Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:37
von Weyoun
caine2011 hat geschrieben:...warum das gemacht wird...naja vlt. liegt das daran, dass in Bayern (nicht nur da, ist mitlerweile gang und gäbe) geklagt wird um sein kind auf teufel komm raus ins gym zu kriegen, wenn in der grundschule keine empfehlung geschrieben wird...
Ganz ehrlich?
Bei mir auf Arbeit hat ein Großteil der Ingenieure (auch die in leitenden Positionen) das Abitur erst auf dem zweiten Bildungsweg gemacht! Erst Real- bzw. Mittelschule und dann Ausbildung => anschließend Fachabitur und dann Studium an der FH. Hat den großen Vorteil, dass man von der Arbeitswelt mehr kennenlernt und nicht als reiner Theoretiker sein Studium an der Uni abschließt, der dann in der freien Wirtschaft Probleme bekommt.
Warum ist es für viele Eltern so wichtig, dass ihr Kind mit Biegen und Brechen aufs Gymnasium kommt? Wenn man was auf dem Kasten hat, kann man auch hinterher noch erfolgreich studieren...
Re: Der Thread um richtig Dampf abzulassen !
Verfasst: Di 27. Mai 2014, 10:54
von CarlTheodor
caine2011 hat geschrieben:nein so großer murks ist das nciht mit den 13 jahre in 12 jahre packen...wenn ich mir anschaue wie das system lief, hatte ich bis zur 10ten nahezu den identischen stoff den auch meine eltern in der POS vermittelt bekommen haben, da war aber bereits stoff dabei den ein bayerischer schüler erst ab der 11 vermittelt bekamergo ist das 13-jährige schulkonzept ein entschlacktes system was die anforderungen nach unten schraubt...warum das gemacht wird...naja vlt. liegt das daran, dass in Bayern (nicht nur da, ist mitlerweile gang und gäbe) geklagt wird um sein kind auf teufel komm raus ins gym zu kriegen, wenn in der grundschule keine empfehlung geschrieben wird...
Ich glaub, dass Du da wirklich falsch liegst. Grundsätzlich bin ich für 12 Jahre Abitur, keine Frage. Aber so, wie das hier in Baden-Württemberg umgesetzt wurde, geht das einfach nicht. Nach allem was ich hier höre (z.B. aus meinem beruflichen Umfeld oder von Eltern, die ihre Kinder aus dem Sportverein abmelden, weil die schlicht keine Zeit mehr haben), sind hier derzeit 6-7 Stunden Schule und 2-3 Stunden Hausaufgaben (keine Nachhilfe) pro Tag ab der fünften Klasse das Normalprogramm. Das geht meines Erachtens nicht.
caine2011 hat geschrieben:@Genussmensch: ja nach unten angleichen ist immer einfach um gewisse quoten an sitzenbleibern zu erfüllen und gut da zustehen (und dann wiederum schlecht im internationalen vergleich)
Von einer Angleichung nach unten hat niemand was, das ist klar. Vielleicht wäre aber ein gesundes Mittelmaß das richtige.
Noch ein Wort zum Bayern - Bremen -Vergleich. Der ist meiner Meinung nach ungerecht. Bayern: Ländliche Gegend, abgesehen von den Großstädten niedrige Migrantenquote, politisch gewollte Verknappung der Plätze an Gymnasien. Damit mehr Real- und Hauptschüler. Bremen: Nur Großstadt, hohe Migrantenquote, prozentual mehr Schüler auf dem Gymnasium. Folge: Wenn Du die schlechtesten 20 % der Gymnasiasten auf die Realschule schickst (und damit von höherer Bildung fernhältst), steigt der Notenschnitt sowohl am Gymnasium als auch an der Realschule. Genau das tut man in Bayern und brüstet sich mit besseren Pisa-Noten. Ob den Kindern damit geholfen ist, bezweifle ich. Viele von denen, die in Bayern gar nicht erst aufs Gymnasium kommen, würden anderswo Abitur machen und studieren können und damit bessere Aufstiegschancen haben.
Gruß CT