macinally hat geschrieben:Das nubertsche Eisenschwein

, sollte auch im Privatverkauf nicht wirklich ein Ladenhüter sein.
Hey, mein Eisenschwein bleibt, das geb' ich - unabhängig von jeglichem Verstärkerklang - nicht wieder her.
Gerade komm' ich vom Probehören zurück. Beim Händler vor Ort konnte ich die Dali Epicon 6 hören (die 8 stand auch da rum, das habe ich mir aber nicht angetan, die 6er übersteigt bereits mein Budget).
Ist schon ein schnuckeliges Böxchen, so einen guten Meter hoch, super solide und schön gemacht, aber es kommt ja auf die inneren Werte an, wie wir wissen.
Also wieder die Kategorien, Stimme, Instrumente, Klavier, großes Orchester und auch kleinere Jazz-Besetzung. Bei den Stimmen - hey da ist doch was verkehrt, sind da etwa die Kanäle vertauscht...in der Tat. Der Inhaber tauschte die beiden Cinch-Stecker und - hey immer noch vertauscht...das kann doch nicht sein, oder? Ach so, der Player ist über XLR angeschlossen, die nun auch noch getauscht - ah, jetzt stimmt's...
Während die Canton Reference von letzten Samstag die Sopranistin und ihre Frikativlaut überdeutlich und stark hervorgehben dargestellt hatte, die Dynaudios das dann etwas ins Lot gebracht, aber dann die Brillianz beim Gesang etwas vermissen ließ, konnte die Epicon beides: Gesang und Klavier in vernünftiges Lautstärke und Klangverhältnis setzen und gleichzeitig die Brillianz der Stimme wahren - nicht übertreibend, sonder gerade richtig. Aus der Erinnerung heraus hätte ich gesagt, dass die Epicon 2 von vor einem Monat noch etwas präziser in der Lokalisierung der Stimme war, aber über einen so langen Zeitraum kann man sich durchaus täuschen.
Auch die zweite Platte mit weiblicher Sopranstimme gegen Orchester setzte die Interpretin in "gesundem Verhältnis" zum beigleitenden Klangkörper. Sehr deutlich, viel deutlicher als bei den Dynaudios stand da die Sängerin im Raum und zog ihre Phrasen. Sehr schön, da stört nichts, vielleicht könnte der Bass etwas kräftiger, aber wie ich weiß, spielt hier der Raum und der Wandabstand ja eine entscheidende Rolle.
Instrumente (Klarinette und Kontrabass), sehr schön zu lokalisieren, von der Klangfarbe her sehr realistisch, auch die Größe stimmt, keine abgesenkten Höhen, wie man das oft hört.
Klavier in zwei Aufnahmen (Chopin und Liszt) ebenfalls klangschön, nichts ist übertrieben, fehlt aber auch nichts. Den Chopin habe ich ein wenig dunkler in Erinnerung, aber auch die brillianten Diskante begeistern - das ist genau, was mir bei den Deltas gefehlt hat...Beim Liszt (Mazeppa-Etüde) kommt die Dynamik und die Virtuosität gut rüber, klanglich sehr ausgewogen.
Das große Orchester (Mahler und Dvorak, letzte mit dem Chicago Symphony Orchester) gut gestaffelt, dynamisch, die Epicons zeigen auch bei hohen Pegeln keine Schwächen. Da klingt ein Horn wie ein Horn, eine Posaune wie ebendiese und die Holzbläser leuchten und spielen quirlig vor sich hin. Sehr schön!
Der besondere Höhepunkt kam aber zum Schluß. Interessehalber habe ich ein CD, die ich schon sehr lange habe, von Wynton Marsalis und seinem Vater Ellis aufgelegt. Es ist mir ein wenig peinlich, dies sagen zu müssen, aber einen solchen Moment der musikalischen Beglückung habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Der Klang der Trompete, die Ausgewogenheit, die Vielzahl an Details dieser Musik ist einfach kaum zu beschreiben. Das war mehr als genial:
Da ich am kommenden Wochenende größtenteils unterwegs sein werde, habe ich mit dem Inhaber des HiFi-Studios ausgemacht, dass ich mir die Epicon 6 mal übers Wochenende danach ausleihen kann, um mir diese zu Hause einmal in meinen Räumen anzuhören, und auch aufstellungstechnisch ein wenig zu experimentieren (habe da so ein paar Ideen, die mich unabhängig vom Sofa machen könnten).
Als Resultat meiner heutigen Session kann ich sagen, dass ich bei meiner Suche über nuVero 60, XTZ Delta, Epicon 2, Canton Reference 5K und Dynaudio Contour 30 noch keinen Lautsprecher gehört habe, der so stimmig und natürlich war wie die Epicon 6 (leider auch nicht so teuer). Ich habe in Foren gelesen, die Epicon könne Mitten und Höhen nicht so dolle, ich muss aber sagen, dass diese Frequenzbereiche mich mit am meisten begeistert haben.
Nun bin ich extrem gespannt, wie sich die nuVero 140 oder 170 im Vergleich schlagen werden. Dazu werde ich mich nicht am kommenden, sondern am Wochenende danach auf den Weg nach Schwäbisch Gmünd machen müssen. In der Zwischenzeit habe ich zu Hause auch mal ein bisschen gemessen, die 170 cm Gardemaß der nuVero 170 sind schon ein Pfund, glaube kaum, dass ich das durch das Geschmacksministerium zu Hause bekomme. Ist ein wenig vergleichbar wie mit dem Preis der Epicon 6, der schon ein gutes Stück außerhalb meines Taschengeldbudgets liegt. Im Endeffekt entscheidet der Klang und die Wiedergabequalität. Wie schon geschrieben bin ich tatsächlich bereit, die Grenzen des Wohnraumtauglichen und der Finanzen sowie der Aufstellung zu erweitern, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden (nein, ich meine damit nicht den Verkauf meines Eisenschweins, um wieder zum Ausgang dieses Posts zurückzukehren).
Stay tuned.
Viele Grüße,
Markus.
Anlage 1: nuControl 2, nuPower A, Denon DCD-1600, Lindemann Limetree Bridge, Topping A90, Sennheiser HD800s, nuVero 140
Anlage 2:Arcam AVR450, Rotel RCD-1072, Cambridge Audio 752BD, Loewe Xelos 46, nuWave 125, nuWave CS-65, nuWave DS-55