CD der Woche: Fish - Sunsets on Empire
Verfasst: Fr 22. Jul 2005, 14:47
Nachdem Fish sich von Marillion getrennt hatte, veröffentlichte er 1990 sein erstes Soloalbum "Vigil in a Wilderness of Mirrors". Ein vielversprechender Start in die Solokarriere. Das Album überzeugt noch heute, die Verkaufszahlen waren recht erfreulich. Hatte es bereits während seiner Zeit als Sänger von Marillion, diverse Spannungen mit der Plattenfirma gegeben (EMI), so kam es nach der Veröffentlichung des Solo Debuts zum endgültigen Bruch mit EMI. Bereits 1991 schob Fish sein zweites Werk "Internal Exile" nach. Nun bei Polydor unter Vertrag. Ein solides Album welches aber nicht ganz das Niveau seines Vorgängers halten konnte. Die Verkaufszahlen gingen deutlich zurück, es stellte sich eine gewisse Nervosität ein. 1993 veröffentlichte der Schotte ein Album mit dem Titel "Songs from the Mirror", ausschliesslich mit Coverversionen alter Klassiker u.a. von Pink Floyd, Genesis, The Who, The Kinks etc.. Dieses Werk sorgte bei vielen Fans für Verärgerung, die Verkaufszahlen gingen weiter in den Keller. (Schade, denn "Songs from the Mirror" ist ein gutes Coveralbum.) Der Mangel an kommerziellem Erfolg, führte erneut zur Trennung von der Plattenfirma.
Fish gab nicht auf, und veröffentlichte 1994 das Album "Suits", auf seinem eigenen Label "Dick Bros." Nun hatte er endlich alle künstlerischen Freiheiten, aber was kam dabei raus? Ein völlig uninspiriertes Album, eines deutlich ausgebrannten Künstlers. Langweilige Popnümmernchen, 08/15 Rock, orientierungsloses Geklimper. Selbst bei den ein wenig besser gelungeren Songs, wirkt der Meister nur noch wie ein müdes Abziehbild vergangener, glorreicher Tage. Harte Zeiten für Fans des exzentrischen Uncle Fish. 1995 warf Fish die Alben "Yin" und "Yang" auf den Markt. Auf diesen Samplern gibt es Songs aus seiner Solokarriere zu hören, und alte, neueingespielte Marillion-Klassiker. Das ging auch ziemlich in die Hose, können die Neueinspielungen doch zu keiner Zeit den Originalen das Wasser reichen. Auch kann der Gesang von Fish nicht mehr überzeugen, seine Stimme wirkt sehr angegriffen. War es das nun?
NEIN! 1997 kommt der Meister mit "Sunsets on Empire" zurück auf die Bildfläche. Zwar stellt sich der kommerzielle Erfolg nicht wieder ein, aber das Album bringt uns etliche tolle Songs zu Gehör. Fish hat nicht mehr die stimmliche Kraft früherer Tage, aber auch mit leicht brüchiger Stimme, wirkt sein (Sprech)Gesang noch immer sehr symphatisch. Nicht zu vergessen ist bei diesem Album ein Name: Steven Wilson! Ja, genau DER Steven Wilson (Porcupine Tree, No-Man)! Das Multitalent hat an sechs Stücken des Albums mitgeschrieben, die CD produziert, und bediente diverse Instrumente bei fast allen Stücken. Diese Zusammenarbeit stellte sich als sehr fruchtbar heraus, denn "Sunsets on Empire" gehört ohne Zweifel zu den besten Alben von Fish.
Den Anfang macht "The Perception of Johnny Punter". Ein, für Fish Verhältnisse, ungewöhnlich hart rockender Song, mit einem wortgewaltigen, schonungslosen Text. Eine Stellungnahme und Anprangerung des Balkan-Krieges. Enthalten ist eine Spoken Word Passage, die für ein beängstigendes Gefühl sorgt. Einer der besten und eindringlichsten Songs die ich kenne. Wer hat für die Komposition gesorgt? Klar, es kann nur Mr.Wilson gewesen sein. Weiter geht es mit "Goldfish & Clowns", bei dem das Team Fish & Wilson ebenfalls voll überzeugen kann. "Change of Heart" ist eine etwas schlichtere Nummer, ein schöner Popsong mit durchaus rockiger Ausstrahlung. Bei "What Colour is God" wird es wieder gehaltvoller, eine weitere Fish & Wilson Nummer. Der Song braucht zwar einige Durchläufe um wirklich zu zünden, bohrt sich dann aber nachhaltig in die Gehörgänge. "Tara" ist eine Liebeserklärung von Fish an seine Tochter. Diese fällt natürlich recht kitschig aus, aber das wollen wir dem Dicken nicht übelnehmen. Wer selbst Kinder hat, kann einen solchen Song kaum verdammen.
Mit "Jungle Ride" geht es dann wieder in die Vollen. Das gelingt sogar ohne eine Wilson Komposition, denn bei "Jungle Ride" haben Fish und Gitarrist Robin Boult zusammengearbeitet. Zunächst stand ich dem Song etwas ratlos gegenüber, seit einigen Jahren liebe ich das Stück. Wie beim Opener des Albums, gibt es auch hier eine extrem gut gelungene Spoken Word Passage zu hören, die bei mir immer wieder für Gänsehaut sorgt. Danach hat es "Worm in a Bottle" nicht leicht. Weder Text noch Musik können an den übermächtigen Vorgänger tippen. Trotzdem ist der "Flaschenwurm" ein guter Song, der weit oberhalb der schwachen Vorgängeralben anzusiedeln ist. Bleiben wir beim Thema Würmer. Denn mit "Brother 52" servieren uns Fish & Wilson einen echten Ohrwurm. Ein ganz grosser Song, sehr eingänglich, dazu ein sehr eindringlicher Text. Das ist Rock auf höchstem Niveau, warum wird sowas nicht im Radio gespielt??? Nun folgt der Titeltrack. "Sunsets on Empire", wiederum eine Kooperation von Fish & Wilson, ist deutlich von Pink Floyd beeinflusst, was nicht wundert wenn man Steven Wilson kennt. Grosses Kino für die Ohren, eigentlich der perfekte Ausklang für die CD. Man hat sich aber dazu entschieden, die kleine Ballade "Say it with Flowers" noch hintendran zu hängen. Ein nettes Stückchen, es wäre aber an anderer Stelle klüger platziert gewesen.
Fish hat also doch noch die Kurve gekriegt. Auch wenn seine Stimme nicht mehr die Qualität vergangener Zeiten erreicht, so setzt er diese hier doch sehr gelungen ein. Wilson sorgt für eine hochwertige Produktion, und schreibt Uncle Fish einige tolle Nummern auf den Leib. Dieses Album sollte durchaus in der Lage sein, ein breites Publikum anzusprechen. Sowohl Freunde von Prog, Rock und Pop mit Verstand und Klasse, sollten auf jeden Fall reinhören.
Weitere Empfehlungen:
Vigil in a Wilderness of Mirrors (1990) - Sehr gutes Solo Debut des Schotten, zwischen Neoprog, Rock und Pop.
Internal Exile (1991) - Gutes Zweitwerk, obwohl die Qualität des Debuts nicht ganz gehalten werden kann.
Songs from the Mirror (1993) - Ich mag dieses Coveralbum, gebt ihm eine Chance.
Raingods with Zippos (1999) - Starker Nachfolger zu "Sunsets on Empire". Die nächsten Werke "Fellini Days" und "Field of Crows" können diese Klasse nicht halten, sind aber deutlich besser als der Ausfall "Suits".
Fish gab nicht auf, und veröffentlichte 1994 das Album "Suits", auf seinem eigenen Label "Dick Bros." Nun hatte er endlich alle künstlerischen Freiheiten, aber was kam dabei raus? Ein völlig uninspiriertes Album, eines deutlich ausgebrannten Künstlers. Langweilige Popnümmernchen, 08/15 Rock, orientierungsloses Geklimper. Selbst bei den ein wenig besser gelungeren Songs, wirkt der Meister nur noch wie ein müdes Abziehbild vergangener, glorreicher Tage. Harte Zeiten für Fans des exzentrischen Uncle Fish. 1995 warf Fish die Alben "Yin" und "Yang" auf den Markt. Auf diesen Samplern gibt es Songs aus seiner Solokarriere zu hören, und alte, neueingespielte Marillion-Klassiker. Das ging auch ziemlich in die Hose, können die Neueinspielungen doch zu keiner Zeit den Originalen das Wasser reichen. Auch kann der Gesang von Fish nicht mehr überzeugen, seine Stimme wirkt sehr angegriffen. War es das nun?
NEIN! 1997 kommt der Meister mit "Sunsets on Empire" zurück auf die Bildfläche. Zwar stellt sich der kommerzielle Erfolg nicht wieder ein, aber das Album bringt uns etliche tolle Songs zu Gehör. Fish hat nicht mehr die stimmliche Kraft früherer Tage, aber auch mit leicht brüchiger Stimme, wirkt sein (Sprech)Gesang noch immer sehr symphatisch. Nicht zu vergessen ist bei diesem Album ein Name: Steven Wilson! Ja, genau DER Steven Wilson (Porcupine Tree, No-Man)! Das Multitalent hat an sechs Stücken des Albums mitgeschrieben, die CD produziert, und bediente diverse Instrumente bei fast allen Stücken. Diese Zusammenarbeit stellte sich als sehr fruchtbar heraus, denn "Sunsets on Empire" gehört ohne Zweifel zu den besten Alben von Fish.
Den Anfang macht "The Perception of Johnny Punter". Ein, für Fish Verhältnisse, ungewöhnlich hart rockender Song, mit einem wortgewaltigen, schonungslosen Text. Eine Stellungnahme und Anprangerung des Balkan-Krieges. Enthalten ist eine Spoken Word Passage, die für ein beängstigendes Gefühl sorgt. Einer der besten und eindringlichsten Songs die ich kenne. Wer hat für die Komposition gesorgt? Klar, es kann nur Mr.Wilson gewesen sein. Weiter geht es mit "Goldfish & Clowns", bei dem das Team Fish & Wilson ebenfalls voll überzeugen kann. "Change of Heart" ist eine etwas schlichtere Nummer, ein schöner Popsong mit durchaus rockiger Ausstrahlung. Bei "What Colour is God" wird es wieder gehaltvoller, eine weitere Fish & Wilson Nummer. Der Song braucht zwar einige Durchläufe um wirklich zu zünden, bohrt sich dann aber nachhaltig in die Gehörgänge. "Tara" ist eine Liebeserklärung von Fish an seine Tochter. Diese fällt natürlich recht kitschig aus, aber das wollen wir dem Dicken nicht übelnehmen. Wer selbst Kinder hat, kann einen solchen Song kaum verdammen.
Mit "Jungle Ride" geht es dann wieder in die Vollen. Das gelingt sogar ohne eine Wilson Komposition, denn bei "Jungle Ride" haben Fish und Gitarrist Robin Boult zusammengearbeitet. Zunächst stand ich dem Song etwas ratlos gegenüber, seit einigen Jahren liebe ich das Stück. Wie beim Opener des Albums, gibt es auch hier eine extrem gut gelungene Spoken Word Passage zu hören, die bei mir immer wieder für Gänsehaut sorgt. Danach hat es "Worm in a Bottle" nicht leicht. Weder Text noch Musik können an den übermächtigen Vorgänger tippen. Trotzdem ist der "Flaschenwurm" ein guter Song, der weit oberhalb der schwachen Vorgängeralben anzusiedeln ist. Bleiben wir beim Thema Würmer. Denn mit "Brother 52" servieren uns Fish & Wilson einen echten Ohrwurm. Ein ganz grosser Song, sehr eingänglich, dazu ein sehr eindringlicher Text. Das ist Rock auf höchstem Niveau, warum wird sowas nicht im Radio gespielt??? Nun folgt der Titeltrack. "Sunsets on Empire", wiederum eine Kooperation von Fish & Wilson, ist deutlich von Pink Floyd beeinflusst, was nicht wundert wenn man Steven Wilson kennt. Grosses Kino für die Ohren, eigentlich der perfekte Ausklang für die CD. Man hat sich aber dazu entschieden, die kleine Ballade "Say it with Flowers" noch hintendran zu hängen. Ein nettes Stückchen, es wäre aber an anderer Stelle klüger platziert gewesen.
Fish hat also doch noch die Kurve gekriegt. Auch wenn seine Stimme nicht mehr die Qualität vergangener Zeiten erreicht, so setzt er diese hier doch sehr gelungen ein. Wilson sorgt für eine hochwertige Produktion, und schreibt Uncle Fish einige tolle Nummern auf den Leib. Dieses Album sollte durchaus in der Lage sein, ein breites Publikum anzusprechen. Sowohl Freunde von Prog, Rock und Pop mit Verstand und Klasse, sollten auf jeden Fall reinhören.
Weitere Empfehlungen:
Vigil in a Wilderness of Mirrors (1990) - Sehr gutes Solo Debut des Schotten, zwischen Neoprog, Rock und Pop.
Internal Exile (1991) - Gutes Zweitwerk, obwohl die Qualität des Debuts nicht ganz gehalten werden kann.
Songs from the Mirror (1993) - Ich mag dieses Coveralbum, gebt ihm eine Chance.
Raingods with Zippos (1999) - Starker Nachfolger zu "Sunsets on Empire". Die nächsten Werke "Fellini Days" und "Field of Crows" können diese Klasse nicht halten, sind aber deutlich besser als der Ausfall "Suits".