Was bedeutet Hifi (für mich) - ein Manifest
Verfasst: Sa 1. Sep 2007, 16:03
Ich möchte hier einmal meine Meinung zu Hifi kundtun.
Ich habe seit einiger Zeit in diesem unseren Forum keine Taste mehr gerührt und auch nur noch selten gelesen. Im gleichen Maße ist auch meine Anlage nur noch immer seltener für Musik genutzt worden. Immerhin gehört sie aber als "Kino"-Anlage weiterhin gut jeden zweiten Abend zum Programm und guten Ton.
Mein Weggang von der Musik liegt wohl hauptsächlich am Fehlen von neuem Material, was wohl weiterhin am Fehlen von Vorschlägen aus den bekannten Zeitschriften liegt. Der Hase liegt also wohl hier im Pfeffer: Die Magazine.
Früher übten diese blankgeputzten Bildchen und salbungsvollen Texte eine geradezu magische Anziehung auf mein Hifi-Ego aus. Jedes Wort, was da von "Klangcharaktern", "Phasengängen" und "Frequenzlagen" gesprochen wurde war ein weiterer Blick in die wahren Tiefen des schönen Klangs. Heute halte ich das meiste davon für Esoterik, geschrieben um Kunden zu fangen.
Mein erster Anstoß war der Röhrenverstärker. Definiert man Hifi als "die Nähe des Abbildes zum Original", so lässt sich ein Röhrenverstärker schlecht erklären. Sein Sinn scheint nicht so sehr darin zu liegen, das Original in allen Lebenslagen exakt wiederzugeben, sondern eher darin, es schön klingen zu lassen. Er ist damit -- im technischen Sinne -- ein Effektgerät.
Dennoch klingt ein Röhrenverstärker oft besser als eine "Transe", was dann hochgestochen mit mehr "harmonischem Klirr" beschrieben wird, obwohl ja "Klirr" eigentlich etwas schlechtes ist. Vielleicht ist es also an der Zeit einen neuen Begriff für Hifi einzuführen, denn was bedeutet den "Hi Fi" eigentlich?
HiFi bedeutet "High Fidelity" oder frei übersetzt "Große Lebendigkeit/Glücklichkeit". In diesem Sinne schließlich ergibt sich auch wieder der Sinn des Röhrenverstärkers, macht er doch "glücklicher". Selbiges mag dann auch für die allseits gelobten Kleinst- und Größtlautsprecher der obersten Preisklassen mit den absonderlichsten Proportionen und Frequenz- und Phasengängen gelten.
Und dann ist da diese andere Sache: Der Raum.
Nach mehreren Umzügen in drei unterschiedlichen Räumen, in denen meine Anlage in drei unterschiedlichen Aufstellungen stand, kann ich stolz behaupten, drei unterschiedliche Anlagen gehört zu haben. Tatsächlich war der Unterschied zwischen den Räumen wesentlich gewaltiger als der Unterschied zwischen verschiedenen Lautsprechern der selben Preisklasse.
Versuche und Messungen bestätigen es allerorts: Der Raum macht den Klang. Was der Raum dem Phasen- und Frequenzgang antut steht in keinem Verhältnis zu den drei Dezibel Abweichung, die sich ein guter Lautsprecherhersteller zulässt oder gar den minimalen Verzerrungen, die ein Verstärker noch beisteuert. Der Faktor jedoch, der mit dem Raum interagiert ist primär die Abstrahlcharakteristik. Sie ist das maßgebliche Unterscheidungskriterium zweier Lautsprecher im selben Raum. Sie ist es oftmals, die zwischen "Hallmatsch" und ätherischem Reinklang entscheidet. Und sie ist es leider auch, die wir einfach nicht einschätzen können.
Und noch ein paar Worte zur Phasenlage. Spielt sie nun eine Rolle oder nicht? Wenn man mich fragt, dan stelle ich mir zwei identische Wellen vor, die sich lediglich in ihrer Phase unterscheiden. Nun ändere ich die Phase langsam und kontinuierlich. Wer sich nun die resultierenden Töne anhört, hört drastisch Unterschiede zwischen den Tönen. Bekannterweise geht das soweit, dass sich die Töne sogar auslöschen können oder zu einem einzigen lauteren Ton addieren. In den meisten Fällen klingen sie auch schlicht "anders". Demnach sind auch kleine Phasenverzerrungen absolut hörbar.
Dennoch und trotz alledem ist nach voriger Definition von Hi Fi gut, was gefällt -- und das unabhängig von technischen Details. Wenn also das ATM-Modul noch so sehr an der Phase dreht und der Hochtöner noch so sehr den Frequenzgang verzerrt, so ist es doch alles wunderbar, wenn es gut klingt.
Das begründet dann auch mein Desinteresse an Hifi-Publizismus: Gut ist, was gut klingt. Und was Gut klingt, entscheide nur ich und sonst niemand. Ob ich dafür 5000 oder nur 250 ausgeben muss, entscheidet primär mein Geldbeutel und mein Anspruch. Nur eines will ich nicht mehr: Einen Fachesoteriker, der mir weißmachen will, dass er besser hört als ich selbst, denn selbst wenn er es kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er damit für mich Recht hat.
Jetzt zerreißt mich in Luft, wenn ihr wollt.
Ich habe seit einiger Zeit in diesem unseren Forum keine Taste mehr gerührt und auch nur noch selten gelesen. Im gleichen Maße ist auch meine Anlage nur noch immer seltener für Musik genutzt worden. Immerhin gehört sie aber als "Kino"-Anlage weiterhin gut jeden zweiten Abend zum Programm und guten Ton.
Mein Weggang von der Musik liegt wohl hauptsächlich am Fehlen von neuem Material, was wohl weiterhin am Fehlen von Vorschlägen aus den bekannten Zeitschriften liegt. Der Hase liegt also wohl hier im Pfeffer: Die Magazine.
Früher übten diese blankgeputzten Bildchen und salbungsvollen Texte eine geradezu magische Anziehung auf mein Hifi-Ego aus. Jedes Wort, was da von "Klangcharaktern", "Phasengängen" und "Frequenzlagen" gesprochen wurde war ein weiterer Blick in die wahren Tiefen des schönen Klangs. Heute halte ich das meiste davon für Esoterik, geschrieben um Kunden zu fangen.
Mein erster Anstoß war der Röhrenverstärker. Definiert man Hifi als "die Nähe des Abbildes zum Original", so lässt sich ein Röhrenverstärker schlecht erklären. Sein Sinn scheint nicht so sehr darin zu liegen, das Original in allen Lebenslagen exakt wiederzugeben, sondern eher darin, es schön klingen zu lassen. Er ist damit -- im technischen Sinne -- ein Effektgerät.
Dennoch klingt ein Röhrenverstärker oft besser als eine "Transe", was dann hochgestochen mit mehr "harmonischem Klirr" beschrieben wird, obwohl ja "Klirr" eigentlich etwas schlechtes ist. Vielleicht ist es also an der Zeit einen neuen Begriff für Hifi einzuführen, denn was bedeutet den "Hi Fi" eigentlich?
HiFi bedeutet "High Fidelity" oder frei übersetzt "Große Lebendigkeit/Glücklichkeit". In diesem Sinne schließlich ergibt sich auch wieder der Sinn des Röhrenverstärkers, macht er doch "glücklicher". Selbiges mag dann auch für die allseits gelobten Kleinst- und Größtlautsprecher der obersten Preisklassen mit den absonderlichsten Proportionen und Frequenz- und Phasengängen gelten.
Und dann ist da diese andere Sache: Der Raum.
Nach mehreren Umzügen in drei unterschiedlichen Räumen, in denen meine Anlage in drei unterschiedlichen Aufstellungen stand, kann ich stolz behaupten, drei unterschiedliche Anlagen gehört zu haben. Tatsächlich war der Unterschied zwischen den Räumen wesentlich gewaltiger als der Unterschied zwischen verschiedenen Lautsprechern der selben Preisklasse.
Versuche und Messungen bestätigen es allerorts: Der Raum macht den Klang. Was der Raum dem Phasen- und Frequenzgang antut steht in keinem Verhältnis zu den drei Dezibel Abweichung, die sich ein guter Lautsprecherhersteller zulässt oder gar den minimalen Verzerrungen, die ein Verstärker noch beisteuert. Der Faktor jedoch, der mit dem Raum interagiert ist primär die Abstrahlcharakteristik. Sie ist das maßgebliche Unterscheidungskriterium zweier Lautsprecher im selben Raum. Sie ist es oftmals, die zwischen "Hallmatsch" und ätherischem Reinklang entscheidet. Und sie ist es leider auch, die wir einfach nicht einschätzen können.
Und noch ein paar Worte zur Phasenlage. Spielt sie nun eine Rolle oder nicht? Wenn man mich fragt, dan stelle ich mir zwei identische Wellen vor, die sich lediglich in ihrer Phase unterscheiden. Nun ändere ich die Phase langsam und kontinuierlich. Wer sich nun die resultierenden Töne anhört, hört drastisch Unterschiede zwischen den Tönen. Bekannterweise geht das soweit, dass sich die Töne sogar auslöschen können oder zu einem einzigen lauteren Ton addieren. In den meisten Fällen klingen sie auch schlicht "anders". Demnach sind auch kleine Phasenverzerrungen absolut hörbar.
Dennoch und trotz alledem ist nach voriger Definition von Hi Fi gut, was gefällt -- und das unabhängig von technischen Details. Wenn also das ATM-Modul noch so sehr an der Phase dreht und der Hochtöner noch so sehr den Frequenzgang verzerrt, so ist es doch alles wunderbar, wenn es gut klingt.
Das begründet dann auch mein Desinteresse an Hifi-Publizismus: Gut ist, was gut klingt. Und was Gut klingt, entscheide nur ich und sonst niemand. Ob ich dafür 5000 oder nur 250 ausgeben muss, entscheidet primär mein Geldbeutel und mein Anspruch. Nur eines will ich nicht mehr: Einen Fachesoteriker, der mir weißmachen will, dass er besser hört als ich selbst, denn selbst wenn er es kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er damit für mich Recht hat.
Jetzt zerreißt mich in Luft, wenn ihr wollt.