Nubert Lautsprecher, HiFi- und Surround-Elektronik

Markus hat geschrieben: ↑Mo 29. Jun 2020, 10:56 Und dann gibt's da noch die Bachsche Sicht der Dinge. Ebenfalls pianistisch und auch klanglich tadellos mit einer Röntgenbrille gespielt kommt Glenn Gould daher. Er hat meines Wissens nur zwei der 9 Sinfonien aufgenommen, die 5. und die 6., bisher konnte ich in die 5. Sinfonie reinhören, hat durch ihre polyphone Denkweise durchaus auch ihren Reiz (ganz abgesehen davon, dass Gould natürlich ein toller Pianist ist):

(...)

Die zusätzlichen Gesangseinlagen halten sich für Gould'sche Verhältnisse auch recht stark in Grenzen...

Im aktuellsten Remastering hört man das Gesumme kaum noch. Allerdings ist da leider von der 6. Symphonie nur der 1. Satz enthalten (die 5. Symphonie ist aber komplett). Dazu kommt noch das Siegfried-Idyll von Wagner - einmal in der originalen Kammerbesetzung mit Glenn Gould als Dirigent und einmal als Klaviertranskription. Beide Fassungen sind extrem langsam (statt rund 18 bis 19 Minuten sind es mehr als 23 bei Gould) und gerade deswegen so besonders. Außerdem sind Klaviertranskriptionen des Meistersinger-Vorspiels, von Siegfrieds Rheinfahrt und von Tagesgrauen (beide aus der Götterdämmerung) vorhanden - von Gould selbst transkribiert. Leider gibt es diese Doppel-CD wohl nur noch gebraucht.

Das Thema Glenn Gould hatten wir ja schon einmal in Verbindung mit Hélène Grimaud, die ihr Klavierspiel mit recht prägnanten Atemgeräuschen untermalt. Egal, wie hervorragend diese Künstler sind, mir vergrätzt das den Musikgenuss, weil ich mich nicht mehr auf das Werk an sich fokussieren bzw. konzentrieren kann. Deswegen bin ich auch kein Freund von Live-Aufnahmen vor Publikum. Stellvertretend dafür seien mal die an sich hervorragenden Bruckner-Aufnahmen von Sergiu Celibidache in München genannt, wo sich die weniger klassikaffine Schickeria scheinbar ab und zu langweilte. Lustigerweise war der Celibidache ein resoluter Gegner der Aufzeichnung von klassischer Musik.

Weder bei Grimaud noch bei Gould stören mich die "Begleitgeräusche". Gould hatte ja sogar Sorge, dass er, wenn sich das Summen abgewöhnte, seinen Ausdruck verlieren würde.

Über die "Begleitgeräusche" kann man sicher geteilter Meinung sein. Einerseits bin ich auch kein Freund von "Mitsummen" des Pianisten, vor allem dann nicht, wenn dieses Summen tonal so ganz und gar nicht zur eigentlichen Musik passt (vielleicht sollte man Pianisten, die auf ihr Summen bestehen, an der Hochschule zwangsweise eine Gesangsfach buchen). Andererseits zeigt es, dass es sich hier um ein lebendiges Wesen handelt, welches spielt, nicht eine Maschine.

Summen und Stöhnen gibt's nicht nicht nur im Tennis oder bei Pianisten, sondern auch bei Dirigenten. Lenni Bernstein war da auch ganz groß drin. Je besser die Anlage, desto deutlicher treten solche Effekt zutage.

In manchen Fällen kann man allerdings auch froh sein, dass man auf der CD nur hört und nicht auch noch sieht. Brendel und Co. sind oft schöner anzuhören als ihre Grimassen und Gestiken zu sehen. Vielleicht wäre dies Thema eines separaten Threads...

Viele Grüße,

Markus.

Markus hat geschrieben: ↑Di 30. Jun 2020, 09:23 Andererseits zeigt es, dass es sich hier um ein lebendiges Wesen handelt, welches spielt, nicht eine Maschine.

Dem stimme ich auf jeden Fall zu. Übrigens geht man ja eigentlich auch zu einem Konzert, um mit anderen Menschen die Musik zu erleben. Das kann m.E. keine noch so gute Reproduktion auf der Anlage bieten.

Eine absolute Empfehlung von mir:

Über die Seite der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen (https://www.kammerphilharmonie.com/) kann man jetzt die Gesamtaufnahmen der Beethoven-Symphonien (nebst einiger Ouvertüren) unter Paavo Järvi als SACD-Box bestellen. Die Aufnahmequalität der Einzelaufnahmen ist herausragend, jedoch wurden sie als Set bislang nur als "normale" CD veröffentlicht. Nun also dieses 6er Set zum Preis von nur 39,00 € (allerdings wohl nur über die Seite der Kammerphilharmonie zu bestellen).

Was ich etwas seltsam finde: Es steht dort, dass "alle 9 Sinfonien und die Ouvertüren in erstklassiger SACD-Qualität auf 6 CDs" in dieser Box stecken. Keine Ahnung, warum dann von CDs die Rede ist. Auch wenn man dann auf den Oline-Shop geht, steht da erst "SACD-Box", dann aber "CD 1", usw. Da es aber ja "Super Audio CDs" sind, gehe ich einmal davon aus, dass auch SACDs drin sind. Unglücklich ist die Wortwahl dennoch; im Zweifel einfach mal nachfragen.

Ich gehe davon aus, dass dies die SACDs sind, die es auch schon einzeln zu kaufen gibt. Die Scheiben wurden von Polyhymnia produziert, die wohl für herausragende technische Qualität bürgen. Trotzdem kann ich nirgends ein Booklet finden, wo man genaueres zur Aufnahmetechnik lesen kann. Gerade beim SACD-Kauf finde ich das essentiell, da es auch „Mogelpackungen“ gibt und man da teilweise nicht mal einen theoretischen klanglichen Vorteil hat.

Über den Weserkurier in Bremen kann man das Set auch bestellen.

SACDs kaufe ich mittlerweile nur noch wegen dem Surround-Layer, im Stereomodus konnte ich noch nie einen Unterschied heraushören.
Die Steigerung sind dann nur noch Pure-Audio BluRays mit Dolby-Atmos, wobei mir da die technische Ausrüstung fehlt (und ich wahrscheinlich auch nicht aufrüsten werde)

Empfehlen kann ich die SACDs vom Concertgebouw-Orchester (bevorzugt Einspielungen mit Mariss Jansons), da bekommt man zumindest eine Ahnung vom hervorragenden Klang des Concertgebouw.

Ja, das stimmt, die Aufnahmen aus dem Concertgebouw sind der Knaller! Außerdem ist das RCO ein großartiges Orchester. Allerdings mag ich Jansons nicht. Egal, was ich bisher von ihm gehört habe, es war maximal okay (zuletzt Mahler 2 und 3 mit dem RCO. Klang top, Musik eher so lala, obwohl Mahler 2 eine meiner Favoriten ist)

tf11972 hat geschrieben: ↑Di 13. Apr 2021, 18:45 SACDs kaufe ich mittlerweile nur noch wegen dem Surround-Layer, im Stereomodus konnte ich noch nie einen Unterschied heraushören.

Die Diskussion hatten wir ja schon öfter. Ich kann sehr oft einen Unterschied zwischen den verschiedenen Layern hören. Dabei ist es unabhängig, ob ich die Scheibe gerippt habe und die DSD-Datei übers Netzwerk spiele oder ob ich die SACD direkt abspiele. Letzteres vermeide ich allerdings und nutze größtenteils meine Backups. Übers Netzwerk werden die DSD64 Dateien auf DSD256 upgesampelt, um das technisch bedingte Rauschen in absolut unhörbare Regionen zu verschieben.

Einige Labels (wie BIS z.B.) produzieren ihre Musik mit PCM 96/24 und erstellen daraus SACDs. Da erschließt sich mir kein direkter Mehrwert und ich kaufe mir die Musik lieber nativ als PCM direkt beim Label. Da die besseren Labels die Aufnahmetechnik angeben und ihre Musik zum Downloadkauf feilbieten, ist man dort stets auf der sicheren Seite.


Den Mariss Jansons habe ich zuletzt auf Bluray gehört und gesehen. Dort dirigierte er die 6. Symphonie von Bruckner mit der Berliner Philharmonikern (Boxset Bruckner Symphonies 1-9). Das hat mir sehr gut gefallen, auch seine sympathische und unprätentiöse Art des Dirigierens war sehr angenehm.