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Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Fr 7. Jul 2023, 10:02
von daXXes
Welche Auffassung habt ihr eigentlich von der FSK / USK?

Bei den Filmen ist mir etwas rätselhaft, wo da die Grenze zwischen ,,ab 16" und ,,ab 18" gezogen wird. Einerseits gibt es z.B. Kriegsfilme, in denen Bomben und Granaten explodieren und blutverschmierte Schauspieler zu sehen sind, die sind freigegeben ab 16. Dann gibt's Filme wie ,,Bittersweet Life", die mehr in Richtung Drama oder Krimi gehen, die sind ab 18, nur weil darin wohl ein paar Leute ermordet werden (warum ist dann der Tatort nicht auch ab 18?).

Bei der USK (Spiele) halte ich das ganze Gremium für fragwürdig - ich finde, diese Steuergelder könnte man sich auch sparen und sich der PEGI anschließen, die im restlichen Europa, auch in Österreich, die Spiele und Games überprüft und entsprechend einstuft.
Oder falls nicht - wieso braucht man dafür überhaupt zwei Kontrollorgane? Wieso kann die FSK sich dann nicht auch um Videospiele kümmern?

Wie seht ihr das?

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Fr 7. Jul 2023, 10:20
von Weyoun
Dass Kriegsfilme eher ein FSK16 bekommen, während butale Splatterfilme maximal FSK18 bekommen (oder gar eine Indizierung) finde ich nur folgerichtig. Die Kriegsfilme beruhen nun mal auf historischen Fakten. Zudem werden solche Filme im allgemeinen dazu gedreht, dass man als Zuschauer Kriege hinterfragt (und dazu gehört halt eine große Prise Brutalität).

Bzgl. Spielen: Ich kaufe normalerweise immer da, wo es am günstigsten ist (also oft bei österreichischen Internetanbietern) und habe trotz unterschiedlicher Altereinstufung noch keine Unterschiede festgestellt (da wurde nix geschnitten). Somit ist mir USK oder PEGI eigentlich schnurzpiepegal.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Sa 8. Jul 2023, 18:19
von Soundcaptain
Die FSK-Freigaben sind für mich auch teils ein großes Rätsel. Als ich in den 90igern VHS gesammelt habe (Horror/Action) bekam grundsätzlich jeder Horrorfilm eine 18er-Freigabe. Dazu war die Liste der indizierten Filme recht lang und von den Beschlagnahmungen wollen wir gar nicht reden. Ein Freund hatte damals Besuch von der Polizei wegen einer VHS, die mittlerweile ungeschnitten eine FSK 16-Freigabe hat. MIttlerweile staune ich, was alles eine FSK 12 bekommt. Vor allem, wenn man Kinder in diesem Alter hat :(
Wenn ich nur an die Folterszene bei bei Spectre (FSK 12) denke.....das wäre damals sogar bei eimem FSK 16-Film rausgeschnitten worden.
Das die FSK-Freigaben keine Empfehlungen sind ist mir klar, aber wenn ich mit meinem KInd ins Kino gehe, dann hätte ich gerne etwas Verlässliches. Ich kann mir ja schlecht jeden Film zuerst anschauen.....
Zum Glück gibt es mittlerweile auch Webseiten, die einige Filme mit pädagogischen Empfehlungen versehen.
Ein endloses Thema, vor allem wenn man bedenkt, wie einfach es mittlerweile für Kinder ist an fast alle Filme ranzukommen. Hab mir kürzlich Bad Taste auf Youtube angeschaut.....tja, so ist es wohl. Früher kam die Polize zu Erwachsenen ins Haus und jetzt können sich Kinder die selben Filme angucken und niemand scheint es mehr zu interessieren.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Sa 8. Jul 2023, 20:30
von aaof
Wir haben es häufig so gehandhabt, dass wir uns bestimmte Filme vorab angesehen haben und dann entscheiden wir, ob unser Kind dafür schon geeignet sind.

@Weyoun

Da bin ich leider ganz anderer Meinung, Kriegsfilme sind häufig - trotz FSK Freigabe ab 16, wenig geeignet für Kinder / Jugendliche.

„Im Westen Nichts Neues“ ist mM. auf gar keinen Fall für jeden Jugendlichen und das empfohlene Alter
„FSK 16“geeignet. Selbst für Erwachsene ist der Film brutal und sollte mit Bedacht gesehen werden. Der geschichtliche Hintergrund ist zwar real, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass wir es hier mit einem teilweise brutalen, verstörenden Film zu tun haben.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Sa 8. Jul 2023, 21:32
von 18th of May
Die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ leidet m.E. daran, dass sie das Kriegsleid, dass Remarque so bildlich in seinem Roman beschrieb, gar nicht zeigt, sondern ein Schlachtengemälde in Hochglanzoptik zeichnet. Demzufolge ist es trotz der wichtigen Vorlage m.E. kein Antikriegsfilm und könnte schon eine FSK 18 verdient haben.

Generell darf man nicht vergessen, dass Ethik und Moral einem stetigen Wandel unterworfen sind und demzufolge die FSK-Freigaben früherer Jahre mit der von heute nicht vergleichbar sind.

Ich finde immer witzig, wie unterschiedlich die USA und Deutschland die Freigaben bewerten. Das sieht man gut im Film Menu des Apple TV. In den Staaten hat man ganz große Angst vor nackter Haut, aber heftige Gewalt ist ok. Sich lieben ist gefährlich, sich mit Waffen meucheln passt schon. :lol:

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: So 9. Jul 2023, 00:38
von NoFate
Die FSK Freigaben scheinen mir leider oft etwas willkürlich... Filme die in meiner Jugend so heftig waren, das man sie in der Originalfassung indizieren musste (The Warriors), werden neu bewertet und gehen heute mit FSK 12 durch? Ich meine klar, der Film musste nie indiziert werden, so schlimm war er damals schon nicht, aber die Sprünge sind fast schon lächerlich... Tanz der Teufel ist auch so ein Beispiel, oder einzelne Freitag der 13. Teile... von Beschlagnahmung auf FSK 16?
Wenn ich mir jetzt noch eine Weile Gedanken darüber mache und auch etwas nachforschen würde, entstünde hier eine ewig lange Liste, über FSK Fehleinschätzungen!
Bei Games ist es ja nichts wirklich anderes, aber da habe ich mich nie so ernsthaft damit befasst, Filme waren immer mehr in meinem Fokus :)

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Mo 10. Jul 2023, 14:02
von Weyoun
aaof hat geschrieben: Sa 8. Jul 2023, 20:30 Da bin ich leider ganz anderer Meinung, Kriegsfilme sind häufig - trotz FSK Freigabe ab 16, wenig geeignet für Kinder / Jugendliche.
Warum steht da wohl eine 16? Es sollen Kinder eben nicht sehen! :roll:
Bei 16-jährigen sehe ich das anders. Heutzutage gehört in diesem Alter eine Fahrt in ein KZ fast in jedem Bundesland zur geschichtlichen Bildung einfach dazu. Dort bekommt man das pure Grauen zu sehen. Warum soll ein Gleichaltriger keine Antikriegsfilme ab FSK16 schauen dürfen? Bei "kriegsverherrlichenden" Filmen sehe ich es kritischer.
aaof hat geschrieben: Sa 8. Jul 2023, 20:30 „Im Westen Nichts Neues“ ist mM. auf gar keinen Fall für jeden Jugendlichen und das empfohlene Alter
„FSK 16“geeignet.
Es "soll" sich ja auch nicht jeder den Film anschauen, wenn er bereits zuvor ein "flaues Gefühl" in der Magengrube hat.
Wer solche Filme nicht ertragen kann, schaut sie sich einfach nicht an, genauso wie man nicht den 100 m hohen Freefall-Tower im Freizeitpark mitfährt, wenn man Höhenangst hat.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Mo 10. Jul 2023, 19:47
von aaof
@Weyoun

Hast du eine Ahnung davon, wie reif 16 Jährige heute wirklich sind? Selbst bei Sexualität ist deren Wissen manchmal erschreckend gering. Wir hatten diese Möglichkeiten die es heute gibt nicht, aber so blöd waren wir ja auch nicht. :mrgreen:

Das sind oft noch Kinder, die zwar ein Handy perfekt bedienen können, aber weder die Dynamik des heutigen Straßenverkehrs verstehen (ich hatte mit 15 meinen ersten Führerschein, aber ganz andere Zeit), noch solche Filme zwingend verarbeiten können. Und ja auch gar nicht müssen.

Zum KZ: da ich nun ja seit x Jahren in Hessen wohne. Jeder musste nach Buchenwald. Meine Frau hat dies bis heute geprägt. Ich musste als Erfurter tatsächlich nie hin. 20 Kilometer Luftlinie? Keine Ahnung, aber es war zumindest von der Schule aus nie ein Thema. Meine Eltern wären niemals mit mir freiwillig dorthin, alleine der Wunsch, der mir nie in den Sinn gekommen wäre, völlig undenkbar.

Wobei man den Turm jederzeit gut einsehen kann.

Ich weiß als Interessierter Mensch rund um das Thema Dritte Reich dennoch sehr gut Bescheid, mir ist schon klar, was man dort sehen wird und muss. Vielleicht fahre ich mit meinem Kind mal dort hin. Sensibles Thema, was ich gern begleiten würde.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 07:44
von Slyce
Viele Kinder schauen zum Teil mit elterlichem Segen Dinge, die sie blogg nochtsehen sollten, und spielen dann auf dem Pausenhof Squid game.
Für viele ist es völlig selbstverständlich, extreme Gewalt wie bei GoT oder was weiß ich zu konsumieren. Mit ein Punkt, warum die Gesellschaft immer kränker wird.

Re: Altersfreigaben und Jugendschutz

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 08:54
von CJoe78
Der gesellschaftliche Wandel ist schon extrem. Der Grad an Abgestumpftheit ist hoch und was früher in den 90zigern verboten wurde, läuft heute unter ab 16 oder sogar ab 12.

Gerade alle Kinder, die zur Schule gehen sind gefährdet. Da sorgt brutaler Content für verstörende Alpträume.
Man darf nicht vergessen, dass Kinder schon im jungen Alter brutalen, gewalttätigen und sexuellen Content durch das Internet konsumieren.

Schützen kann man sie davor trotz Filtern und Handyverbot nicht. Kids sind nicht blöde, das waren wir in unserer Jugend auch nicht. Ich hab damals alles was für mich verboten war trotzdem konsumiert. Bei mir ging das etwa mit 12 Jahren los. Heute ist das aber viel extremer ausgeprägt und passiert viel früher.

Heutzutage gibt es zwar noch Zensur in Spielen wie Dying Light 2 (die deutsche Downloadversion wurde z.B. geschnitten, ich besitze eine andere).
Diese wird aber willkürlich umgesetzt (TLoU2 liegt vom Gewaltgrad her mit manchen Waffen deutlich über Dying Light 2 und ist überall zu kaufen).

Bei Filmen ist es ähnlich. Damit scheinen die Institutionen schon aufgrund der schieren Masse an neuem Content (Filme, Serien und Spiele) völlig überfordert zu sein. D.h. die Prüfung findet unzureichend statt.

Die Tendenz zur Übersättigung und Abstumpfung von Gewalt macht vor den Prüfern jebenfalls nicht Halt.
Verstörende Filme oder Videospiele sollten aber weiterhin richtig eingestuft und im Extremfall verboten werden.