Rund ums Auto

[g.vogt]

Jeder 3.-4. Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt oder indirekt von Automobilindustrie ab? Das behaupten nicht einmal deren Lobbyisten.
Und überhaupt: Wer kann sich denn als deutscher Durchschnittsverdiener noch ein in Deutschland gebautes (neues) Auto leisten?

[daXXes]

Wollen wir wirklich, dass unsere Autos zukünftig nicht mehr hier gebaut werden? Jeder 3-4 Arbeitsplatz in DE hängt direkt oder indirekt davon ab.
Ich befürchte hier einen fatalen Wohlstandsverlust. Aber immerhin möchte dann die halbe Welt nicht mehr zu uns.

Das halte ich auch für übertrieben. So wichtig, wie sich die Fahrzeugindustrie selbst gerne darstellt, ist sie nicht. Der Fahrzeugbau (einschließlich Anhänger und Schienenverkehrstechnik) steht in der Wichtigkeit bezüglich Arbeitsplätze lediglich auf Platz 3. Am meisten Arbeitsplätze hängen in Deutschland nach wie vor an der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, dann im Dienstleistungssektor und erst dann kommt die Kfz-Industrie.
Auch das mit dem Wohlstandsverlust glaube ich nicht. Es sind schon etliche andere Industriezweige ins Ausland abgewandert, etwa die Fertigung von Solarpanelen oder Unterhaltungselektronik. Wer erinnert sich noch an Grundig? Außerdem ist es doch so: Wenn eine Sparte verschwindet, füllt diese Lücke zumeist etwas Neues. Das bietet auch die Chance für Start-ups und neue Innovationen, anstatt auf ausgetretenen Pfaden weiter zu trampeln.

[aaof]

@g.vogt
@daXXes

Ich bin mittlerweile mit der Autoindustrie nicht mehr verbunden, was vor einigen Jahren noch ganz anders war. Da war ich mit der OEM direkt verbunden. Heute bin ich mit Solar und Windenergie, Beschichtung von Glas und damit auch Solar verbunden.

Aber die Autoindustrie in Deutschland verlieren zu wollen, wäre auch ein fataler Verlust an Entwicklung und technischem Fortschritt. Das kann nicht euer Ernst sein. Wir sind eine alternde Gesellschaft, ohne nennenswerte Rohstoffe, nee, dieser Verlust wäre nicht abzufedern und würde uns nicht gut tun.

Überlegt euch das nochmal sehr genau.

[Weyoun]

Insbesondere der Zusammenbau des Elektromotors ist eine technische Herausforderung, wo extrem viel Kraft und absolute Präzision gefragt ist.

Das Problem ist nur, dass man für die Fertigung eines E-Motors weniger als die Hälfte des Fließbandpersonals benötigt als für einen Verbrenner, welcher aus ungleich mehr hochkomplexen Einzelteilen besteht, die größtenteils händisch montiert werden müssen.

Es ist ja nicht nur die Technik, auch die ganzen Abläufe. Das ist auf die Sekunde genau abgestimmt. Das ist schon krass…

Die Taktung gibt es seit Henry Fords Model T.
Die Konkurrenz ist bzgl. Taktung auf einem ähnlichen Niveau, vor allem bei den echten "Volumenmodellen". Der Taycan Turbo S ist ja reines Prestige, da wären diese Taktungen nicht zwingend vonnöten.

Witzig fand ich auch, dass der heutige Autokäufer ein rein veganes Auto sich wünscht. Leder ist total out.

Oh mein Gott! Ich will das Auto nicht fressen, sondern meinen fetten Hintern auf einen möglichst bequemen Sitz betten.

Jeder 3-4 Arbeitsplatz in DE hängt direkt oder indirekt davon ab.

Ich glaube, das war selbst auf dem Höhepunkt Deutscher Automobilkunst vor 10 bis 15 Jahren niemals so viel. Maximal jeder siebte und heute schon deutlich weniger. Mittlerweile ist der Dienstleistungssektor in Deutschland viel wichtiger.

[aaof]

@Weyoun

Ich stehe dieser Entwicklung auch nicht zwingend nur positiv gegenüber. Das E-Auto macht eine völlig neue Produktion notwendig. Einer unserer wichtigsten Kunden ist ZF. Noch Fragen? Aber diese Firma stellt sich der neuen Herausforderung und entwickelt neue Produkte rund um den E-Motor. Das sichert hier in Deutschland Arbeitsplätze.

[Weyoun]

Aber diese Firma stellt sich der neuen Herausforderung und entwickelt neue Produkte rund um den E-Motor. Das sichert hier in Deutschland Arbeitsplätze.

Sagen wir mal so, es werden vielleicht weniger Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut, aber unter dem Strich wird die Zahl zwangsläufig abnehmen aus zwei Gründen:
1) In Zukunft wird in den Auto- und Zuliefererwerken generell weniger Personal beschäftigt.
2) Die "Best-Cost"-Arbeit wird stetig nach Osten verlagert (erst nach China, mittlerweile eher Richtung Ungarn und Rumänien).

In Deutschland verbleiben dann nur noch "Pilot-Werke" für Serienanläufe und Kleinserien und (hoffentlich) ein Großteil der Entwicklung (wobei die bei uns mittlerweile auch zum Großteil nach Rumänien, China und andere "Best-Cost-Standorte" abgewandert ist).

Selbst der neue Passat B9 wird zusammen mit dem Superb 4 in Bratislava gebaut und wurde komplett von Skoda entwickelt.

[aaof]

@Weyoun

Diese technische Überlegenheit die Porsche hier demonstriert, ist wahrscheinlich einzigartig. Ich kann mir aktuell kein Werk oder Hersteller vorstellen, der vergleichbares leistet. Und sind wir doch mal stolz drauf. Das Porsche hier in BW investiert und das Werk nicht in Nordamerika gebaut hat. Du bist doch abhängig vom Auto, sei froh, dass Porsche hier sein Spitzenmodell noch baut.

Wollen wir es anders? Die Abwanderung einer solchen Produktion erzeugt ein Aufschrei in der Presse, die unzähligen Mittelständler die hier draufgehen würde, bekäme keine Bühne. Still und lautlos wären tausende Jobs dahin.

[daXXes]

lch sehe im E-Auto auch nicht die langfristige Zukunft, sondern eher in der Brennstoffzelle. Die ist auch bereits gut ausgereift, es hakt hier vielmehr an dem Problem, ausreichend ,,grünen" Wasserstoff herzustellen. Dafür wird sich aber mittelfristig auch eine Lösung finden lassen. Wenn man sich elektrisch fortbewegen will, gibt es andere Verkehrsmittel, wo das wesentlich effizienter gelingt als im Auto.
Dass die Politik jetzt so plötzlich das E-Auto forciert, liegt wohl daran, dass man nun relativ schnell von fossilen Brennstoffen weg will und dieses Konzept eben schon in der Schublade liegt. Es gab schon 1983 einen E-Golf von VW, so neu ist diese ldee wahr-lich nicht.

[Weyoun]

lch sehe im E-Auto auch nicht die langfristige Zukunft, sondern eher in der Brennstoffzelle.

Ein H2-Auto ist aber auch nur ein E-Auto, nur dass der Puffer-Akku deutlich kleiner ist und anstelle des großen Akkus die Brennstoffzelle samt H2-Tank verbaut wird. An der prinzipiellen Architektur zum normalen E-Auto ändert sich so gut wie nix.

Die ist auch bereits gut ausgereift, es hakt hier vielmehr an dem Problem, ausreichend ,,grünen" Wasserstoff herzustellen.

Und genau daran wird es noch die nächsten 30 Jahren haken. Der Großteil des "Grünen H2" müsste leider aus "Schurkenstaaten" importiert werden, womit wir Europäer (mal wieder) unsere Seele verkaufen müssten.

[Weyoun]

Diese technische Überlegenheit die Porsche hier demonstriert, ist wahrscheinlich einzigartig.

Kam diese "Doku" zufällig auf dem Sender "Welt" (Nachfolger von N24)? Falls ja, das empfand ich damals (die Doku hat ja schon einige Zeit auf dem Buckel) eher als eine "Dauerwerbesendung" von Porsche. Mittlerweile hat die Konkurrenz vergleichbare Fabriken rein für E-Fahrzeuge, für die man allerdings keine Dokus gedreht hat.

Ich kann mir aktuell kein Werk oder Hersteller vorstellen, der vergleichbares leistet. Und sind wir doch mal stolz drauf. Das Porsche hier in BW investiert und das Werk nicht in Nordamerika gebaut hat. Du bist doch abhängig vom Auto, sei froh, dass Porsche hier sein Spitzenmodell noch baut.

Persönlich finde ich das Leipziger Porsche-Werk samt eigener Teststrecke und halbem "Zoo" deutlich spannender (natürlich "nur" für Verbrenner-Porsche).