g.vogt hat geschrieben:Hallo nickpicker,
die erreichbare Ausgangsleistung ist bestimmt durch das Produkt aus Ausgangsspannung und Ausgangsstrom (letzterer bestimmt durch Ausgangsspannung / Lastimpedanz). Letztlich wird die Aussteuergrenze der Endstufen wesentlich durch die Versorgungsspannung bestimmt. Alle Endstufen werden vermutlich durch das gleiche Netzteil versorgt. Dieses ist in der Regel nicht stabilisiert, sondern gibt unter Belastung nach. Die beiden in Biamping betriebenen Endstufen bringen gemeinsam die gleiche maximale Ausgangsspannung auf wie eine Endstufe alleine, arbeiten zusammen auf die selbe Box, nur aufgetrennt auf einzelne Frequenzbereiche.
Die erreichbare Maximalleistung/Maximallautstärke dürfte sich nicht oder fast nicht ändern. Nur bei Biamping mit getrennt aufgebauten Endstufen ergibt sich eine höhere Gesamtleistung, weil deren eigenständige Versorgungsspannung durch die geringere Belastung der Endstufen (Ausgangsstrom nur in einem Teilfrequenzbereich) nicht so stark nachgibt.
Der Hintergrund ist der (stark vereinfacht!)
Wir haben einen 4-Ohm-Lautsprecher.
Der besteht aus einem Hochtonzweig und einem Tieftonzweig.
Vor dem Hochtonzweig ist ein Hochpaß, vor dem Tieftonzweig ein Tiefpaß. Der Tiefpaß sperrt zum einen hohe Frequenzen, wird aber
dabei auch gleichzeitig hochohmiger. Äquivalent für
den Tiefpaß.
100 Hz:
* Hochpaßzweig: ca. 80 Ohm
* Tiefpaßzweig: ca. 4 Ohm
* zusammen: ca. 4 Ohm
500 Hz:
* Hochpaßzweig: ca. 20 Ohm
* Tiefpaßzweig: ca. 5 Ohm
* zusammen: ca. 4 Ohm
2 kHz:
* Hochpaßzweig: ca. 8 Ohm
* Tiefpaßzweig: ca. 8 Ohm
* zusammen: ca. 4 Ohm
10 kHz:
* Hochpaßzweig: ca. 4,5 Ohm
* Tiefpaßzweig: ca. 40 Ohm
* zusammen: ca. 4 Ohm
Der Verstärker liefert eine maximale Ausgangsspannung.
Diese ergibt am Nennwiderstand die Nennausgangsleistung.
Sieht man sich die Impedanzen oben an, dann liefert
der Verstärker an so einen "halben" Lautsprecher nicht
mehr die Nennleistung, sondern deutlich weniger, weil
der Lautsprecher im Durchschnitt hochohmiger geworden
ist.
Wenn man berücksichtigt, daß Lautsprecher komplexe
Impedanzen haben, dann kommt man bei Biamping
im Übergangsbereich zwischen Tief- und Mitteltöner
(so zwischen 1 und 5 kHz) sogar schlechter weg, weil
dort die Gesamtimpedanz größer ist als die Teilimpedanzen.
Erst bei BiAmping mit getrennten Geräten können Fälle
auftreten, bei denen Biamping minimale Vorteile bringen
kann, aber nicht muß. Da sich der Aufwand verdoppelt,
stellt sich aber die Frage, ob man nicht gleich größere
Verstärker hätte nehmen sollen. Wer häufiger mit
solchen Pegeln arbeitet, sollte außerdem Lautsprecher
mit schlechtem Wirkungsgrad kaufen oder sich schon mal
Geld für das Hörgerät ab 40 zur Seite legen.