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CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

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Blap
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CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Blap »

Schon länger ist es an der Zeit, sich mit dem Thema Dream Theater zu beschäftigen. Eine viel diskutierte Band, geliebt von vielen Fans, aber längst nicht unumstritten, in der Presse und bei etlichen anderen Nörglern. Auch mein Verhältnis zur Band ist nicht frei von Zwiespalt. So richtig mögen lernte ich die Jungs, erst seit ihrem 1999 veröffentlichten Album "Metropolis Pt. II - Scenes from a Memory". Die Werke zuvor boten zwar durchaus Highlights, aber leider auch immer eine ordentliche Dosis Langeweile und Leerlauf.

Wer sind diese Burschen, die sich "Dream Theater" nennen? Zunächst wäre da Gitarrist John Petrucci. Ein Mann mit unglaublich ausgefeilter Technik. Oft unterstellt man ihm, völlig zu Unrecht, einen gewissen Mangel an Feeling. Der zweite Kopf der Band ist Drummer Mike Portnoy. Seine Künste an der Schiessbude sind durchaus beieindruckend, aber auch nicht frei von Kritik. Allerdings spielt er in letzter Zeit sehr songdienlich, was ihm nun auch wieder ankreiden will. Der Mann wird es mit seiner kantigen Art, nie allen Recht machen können. Den Bass bedient John Myung, ebenfalls ein Ausnahmekönner. Leider ist er auf den Alben, manchmal zu weit in den Hintergrund gemischt. Für den Gesang ist James LaBrie zuständig, gern von Fans und Kritikern gescholten. Als Sänger hat man es nicht leicht, wenn man mit übermächtigen Könnern zusammenarbeiten muss, und besonders der Drummer gern den Boss raushängen lassen. Wie dem auch sei, ich mag die Stimme des guten James, und halte ihn für den passenden Sänger. Keyboarder Jordan Rudess kam als letzter der aktuellen Besetzung an Bord. Für meinen Geschmack ein absoluter Glücksgriff. Keiner seiner Vorgänger passte so perfekt zum Traum Theater wie Rudess. Ein Freak der wunderbar mit mit Petrucci harmoniert.

Ein kompakter Abriss über den Werdegang der Band. Man startete unter dem Namen "Majesty", den man wieder ablegen musste, da die Rechte daran bereits vergeben waren. Nicht weiter tragisch, denn "Dream Theater" scheint mir weitaus passender zu sein. 1989 wurde das Debut "When Dream And Day unite" veröffentlicht. Ein durchaus vielversprechendes Album. Beinflusst von Vorbildern wie z.B. Rush und Queensryche. Die Produktion fiel leider ein wenig schwach aus. Die Stimme des damaligen Sängers Charlie Dominici, ist mit Sicherheit auch nicht für jeden Hörer eine Freude. Bereits auf dem folgenden Album "Images and Words", aus dem Jahre 1992, ist James LaBrie zu hören. Meiner Meinung nach eine gute Wahl, da sein Gesang vielschichtiger als der des Vorgängers ist. LaBrie ist, wie bereits geschreiben, durchaus nicht unumstritten. Ich mag seine Stimme, besonders dann, wenn er nicht versucht den fiesen Shouter raushängen zu lassen. Das können Andere besser. Mit "Images and Words" gelang der Band der internationale Durchbruch. Noch heute gilt dieses Album als Meilenstein des Prog Metal. Bei mir ist die Scheibe nie richtig angekommen. Die Produktion klingt mir zu sehr nach Plastik, die Songs langweilen mich teilweise. Besser fällt der Nachfolger "Awake" (1994) aus. Leider gibt es auch auf diesem Album, stellenweise noch kompositorischen Leerlauf. Immerhin lieferte der scheidende Keyboarder Kevin Moore, mit "Space-Dye Vest", eine kalte Götterballade oberster Güteklasse ab. Für mich der klare Höhepunkt des Werkes. 1997 versucht man mit "Falling into Infinity", eine noch grössere Hörerschaft zu erschliessen. Leider gibt auch auf dieser Scheibe einige Ausfälle zu vermelden. Derek Sherinian, der Nachfolger des ausgeschiedenen Keyboarders Kevin Moore, versucht neue Akzente zu setzen. Sein Stil harmonierte allerdings nicht sonderlich gut mit der übrigen Mannschaft. Erst mit Jordan Rudess, sollte die Band den für sich perfekten Tastendrücker finden. Diesen gibt es bereits auf dem nächsten Album: "Metropolis Pt. II - Scenes from a Memory" zu hören. Das Werk stellt für mich endlich den künstlerischen Durchbruch der Band dar. Die gelungene Balance zwischen Komposition und Frickeleien, eingebettet in ein erstklassiges Konzept. Von diesem Moment an, veröffentlichte die Band ausschliesslich sehr gelungene Alben. Das mögen einige Leser anders sehen, aber meine Meinung dazu ist in Granit gemeisselt. ;)

Betrachten möchte ich das letztjährige Album der Band. "Octavarium" wurde zwar eher positiv aufgenommen, aber es gab durchaus auch etliche kritische Stimmen zu hören. Daher stellen die Ausführungen zum Album eine Diskussion zwischen dem "Nörgler", und dem "Sympathisant" dar.

Ich dürft mich übrigens für den "Sympathisant" halten...



Der Nörgler: Aha. Es geht mal wieder so los, wie es beim letzten Album geendet hat. Na toll. "The Root of all Evil". Ein weiteres Stück aus dem "Anti-Alkohol Zyklus" des Herrn Portnoy. Toll. Was können wir dafür, wenn das alte Lama früher zu viel gesoffen hat? Nach ungefähr einer Minute, wird das Stück zum vulgären Prog Metal. Langweilig. Was macht denn der LaBrie da? Will der Typ "evil" klingen? Pffffttt....

Der Sympathisant: Es ist inzwischen eine liebgewonnene Tradition, dass Dream Theater ihre Alben mit dem Ausklang des Vorgängers beginnen. So zieht sich ein roter Faden durch die Werke, auf denen man ja immer Verweise auf vergangene Alben findet. Was gibt es überhaupt am "Anti-Alkohol Zyklus", des Herrn Portnoy zu bemängeln? Er setzt sich mit dem Thema ernsthaft auseinander, und schreibt recht tiefgehende Lyrics darüber. Das findet meine volle Anerkennung! Musikalisch wird hier kein Neuland beschritten, aber wenn man dem Song einige Durchläufe gönnt, packt er den Hörer und lässt nicht mehr los. LaBrie ist hier stimmlich voll obenauf, wie übrigens auf dem gesamten Album. Ich nenne das einen sehr gelungenen Einstieg in das Album. Ein druckvoller, intensiver Prog Metal Song, der aber nie in Flachheiten verfällt. Klasse! Sehr angenehm fällt auf, dass hier nicht sinnfrei soliert wird, sondern die musikalischen Extravaganzen, sehr schön in den Song eingebettet sind.

Der Nörgler: Druckvoll? Die Produktion klingt wie an die Wand geklatscher Kartoffelbrei. Aber nun zum nächsten Machwerk. Eine Ballade. Oh weh. Eine Ballade von Dream Theater. Ausser "Space- Dye Vest", haben die noch nie eine gute Ballade auf die Kette gekriegt. Und das war bekanntlich ein Song von Kevin Moore, der längst nicht mehr an Bord ist. Aber nun zu "The Answer lies within". Was soll das denn sein? Der Kitsch trieft aus allen Poren. LaBrie schleimt uns voll, wie es Schlimmer kaum sein könnte. Dazu ein Text wie aus dem Handbuch für zweitklassige Schlager. Schrott!

Der Sympathisant: In der Tat könnte die Produktion des Albums etwas feingeistiger ausfallen. Ok, sie ist nicht perfekt, aber durchaus noch im grünen Bereich. "The Answer lies within" ist eine kleine, feine Ballade. Zugegeben, der Song schrammt hart am Kitsch vorbei, und der Text wird nicht den Nobelpreis für Literatur zugesprochen bekommen. Aber was solls? Muss es immer das ganz "grosse Kino" sein? Das hier ist einfach eine schöne Ballade. Unverkrampft und positiv.

Der Nörgler: Unverkrampft? Lassen wir das. "These Walls". Schon wieder so ein flacher Text. This is so hard for me... Für mich auch. Sie haben schon bessere Lyrics verbrochen, Herr Petrucci. Auch Musikalisch tut sich hier nicht viel. Der Song plätschert so dahin, der Refrain ödet mich sehr schnell an. Gäääähn...

Der Sympathisant: "These Walls" ist ein sehr vielschichtiger Song, der sich aber nur dem aufmerksamen Hörer erschliesst. Übrigens zeigt Herr Petrucci hier sehr gefühlvolle Gitarrenarbeit. Erneut ein Beweis, dass wir es nicht mit einem gefühlskalten Techniker zu tun haben. Die Keys von Jordan Rudess runden das Stück wundervoll ab. Kein Überwerk, aber ein schöner Rocksong mit einer ordentlichen Dosis Prog Metal.

Der Nörgler: Was ist nun los. Hatt Herr Portnoy sein Metronom nicht ausgeschaltet? Naja, er spielt ja ebenso präzise und ohne Gefühl. Aber was gibt es denn nun auf die Ohren? Dream Theater kopieren U2? Das geht so cremig in die Hose, wie drei Liter Federweißer mit Zwiebelkuchen. Und noch ein völlig flacher Text, quasi der dicke Haufen obendrauf. Herr, wirf Hirn vom Himmel.

Der Sympathisant: "I walk beside you" ist in der Tat "U2 lastig". Aber der Song macht Spass. Ich mag U2, habe sie aber noch nie derart ausgelassen gehört. Vielleicht sollten sich Bono und seine Vasallen, diesen Track mal intensiv zu Gemüte führen. Der Text ist simpel, aber sehr effektiv. Es muss nicht immer intellektuell verquastes Geschwalle sein. Die Lyrics packen den Hörer am Kragen und geben Hoffnung. Sowas braucht der Mensch ab und zu. Auch hier fällt wieder auf, wie geschlossen die Band auf diesem Album musiziert. Es wird nicht sinnfrei soliert, und wenn Soli gespielt werden, dann genau im richtigen Moment. Oder man hat den Mut, einfach mal auf Soli zu verzichten. Austoben können sich die Jungs im abschliessen Titeltrack. Aber da sind wir noch längst nicht angelangt.

Der Nörgler: "Panic Attack" steht nun auf dem Speiseplan. Zwar nicht so ein Dünnschiss wie der Song davor, aber auch weit davon entfernt, mich vor einer bald eintretenden, echten Panik Attacke zu bewahren. Wie lange muss ich mir diese Sülze noch anhören. Das Intro ist ja noch ganz nett, aber schon verfällt man in stumpfes Gebolze. Rudess quält seine Elektronik und Petrucci schrubbt rum. Das Portnoy nur mathematisch kloppt, ist ja sowieso längst bekannt. Skip...

Der Sympathisant: Ein kräftiger Tritt in den Arsch, diese "Panic Attack". Von stumpfen Gebolze meilenweit entfernt. Genau die richtige Dosis Energie zur richtigen Zeit. Portnoy kloppt nicht, wie unsinnigerweise behauptet, sondern spielt erneut sehr songdienlich, und treibt das Stück stetig vorwärts. Ein besonders Lob an LaBrie, der hier erneut seine Qualitäten als Sänger unter Beweis stellt. Nie klang der Mann besser als auf diesem Album! Diesmal wird auch musikalisch ordentlich vom Leder gezogen, aber die Jungs verlieren dabei nicht den Überblick. Überhaupt passt Rudess perfekt zur Band, kein Keyboarder vor ihm, klang so "rund" im Zusammenspiel mit Petrucci und dem Rest der Band.

Der Nörgler: Rudess? Ja, er passt perfekt zur Band. Tastenonanie ohne Tiefe oder Feeling. Aber kommen wir zu "Never enough". Was soll denn dieser Text bedeuten? Ist das eine Anklage gegen die Fans? Wohl den Verstand versoffen, Herr Portnoy? Wer hät Dich denn am Fressen, little Lama? Das sich musikalisch nicht viel tut, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung...

Der Sympathisant: Hier geht es erneut recht heftig zur Sache. Ähnlich wie bei beim Song zuvor, wird auch bei "Never enough" ordentlich Gas gegeben, und die Burschen toben sich an ihren Instrumenten aus. Erneut schafft es LaBrie, mit tollem Gesang das Gebilde zusammenzuhalten. Über den Text kann man in der Tat streiten. Dazu würde ich gern eine Stellungnahme von Herrn Portnoy hören. Wobei ich glaube, sein Anliegen zu verstehen und es für nachvollziehbar halte.

Der Nörgler: Jetzt wird auf diesem Album erstmalig die zehn Minuten Grenze überschritten. "Sacrificed Sons" beginnt mit Sprachfetzen, ach wie kreativ, um dann ins Geschleime von LaBrie abzugleiten. Langeweile pur. Hohler Bombast im Refrain, ödes Geschwurbel bei den härteren Passagen. Fast volle elf Minuten kompositorische Leere.

Der Sympathisant: Jetzt hast Du aber völlig den Überblick verloren. "Sacrificed Sons" beginnt sehr getragen und stimmungsvoll. Der erste Höhepunkt mündet im tollen Refrain, der folgende Part stellt wundervoll die Fähigkeiten der Musiker zur Schau, ohne das dabei der Blick auf die Kompostion verloren geht. Ein toller Song, ruhig, bombastisch, dramatisch, zupackend und faszinierend. Hier ist das "grosse Kino", dargeboten in seiner besten Form. Aber der wahre Klimax soll noch folgen, in Form von...

Der Nörgler: ...einem völlig aufgeblasenen, grauenvollen Titeltrack, der den Hörer mit 24 Minuten totalem Vakuum in den Wahnsinn treibt. Hier wird aus fünf Jahrzehnten Rockmusik schamlos geklaut, und das ganze zu einem unverdaulichen, ekelhaften Brei vermengt. Wobei wir wieder beim Thema Stuhlgang wären. Ich hör mir das nicht länger an, sonst muss mein Hintern wirklich die Schüssel küssen...

Der Sympathisant: Was soll man zu dieser geballten Ansammlung Ignoranz noch sagen? Lasst euch nicht in die Irre führen. "Octavarium" ist ein grandioses Stück Musik. 24 Minuten pure Lust und Hörspass. Tatsächlich bedienen sich Dream Theater hier aus mehreren Jahrzehnten der Musikhistorie. Was Ignoranten als Diebstahl deklarieren möchten, ist in Wirklichkeit eine wundervolle Huldigung an etliche Künstler, denen die Jungs von Dream Theater hier ein Denkmal setzen. Da wäre zunächst das lange, sehr schöne Intro von Jordan Rudess, eine tiefe Verneigung vor Pink Floyds "Shine on you crazy Diamond". Man könnte nun ein nahezu unendliches Referat darüber schreiben, welche Zitate und Huldigungen in diesem Song enthalten sind. Aber an dieser Stelle möchte ich ausdrücklich dazu ermutigen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Der Song ist unglaublich abwechslungsreich, durchläuft etliche Stimmungen, eine wahre Tour de Force, durch die Historie des Progressive Rock und dessen Umfeld. Meine Lieblingspassagen sind das tolle Intro, der folgende Bandbombast, die Stelle ab Minute 12:16, wo Rudess plötzlich losjubiliert, wie Tony Banks zu den besten Zeiten der frühen Genesis. Oder der sich in Hysterie steigenderne Labrie: "Trapped inside this Octavarium, trapped inside this Octavarium..." Nicht zu vergessen das vor Bombast und Spielfreude überschäumende Finale. Ein tolle Reise durch die Rockgeschichte.

Mein Fazit: Ein abwechslungsreiches Album einer tollen Band. Manchmal liegt Stärke auch darin, nicht immer sofort alle Register zu ziehen, und einfach frech eine kleine Ballade einzustreuen, oder sich einen vermeintlich oberflächlichen Text zu erlauben. Respekt dafür. Weiter so, Jungs!

Der Nörgler: Bitteschön. Hier auch mein Fazit: Was haben eine Freikarte für Bahnfhofsklo und "Octavarium" gemeinsam? Beide sind für den Arsch!

Der Sympathisant: Ach, leck mich doch am Selbigen...



Weitere Empfehlungen:

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Train of Thought (2003) - Das härteste Album der Burschen. Zunächst fand ich es zu eintönig, inzwischen mag ich die Scheibe sehr.
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Beitrag von maks »

ROFL!!! :D

Weiss nicht, ob ich nach dieser Beschreibung doch nochmal in die Machwerke der Jungs reinhören sollte. Bislang war ich ja eher auf der "roten" Seite. Aber danke für diese ausgesprochen kurzweilige Beschreibung, die nebenbei auch einen sehr guten Eindruck hinterläßt, was auf den DT Scheiben zu erwarten ist.

so long...
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Henry
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Beitrag von Henry »

Hey Das Blap!

Obwohl ich wahrscheinlich eine andere Scheibe gewählt hätte, waren die insgesamt etwa 2,5 bis drei Götter (genaue Anzahl schwankt je nach Tagesform) in deiner Rubrik aber sowas von überfällig! Besten Dank dafür, und für die wie immer kurzweilige Schreibe - auch wenn die gepflegte Konversation zu Possesseds Seven Churches wohl niemals übertroffen werden kann :mrgreen:

@maks: Auch wenn ich normalerweise Fehler, die ich in Forum-Beiträgen finde, behalte und die Ersteller nicht auf ihr Unvermögen hinweise, ist es mir in diesem Fall ein starkes Anliegen dir mitzuteilen, dass du versehentlich das Wort "Machwerke" im Zusammenhang mit Dream Theater benutzt hast. Ich möchte dich bitten, diesen Ausdruck durch das eigentlich richtige "Kunstwerke" bzw. alternativ "Göttergaben" zu ersetzen ;)
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von BlueDanube »

Blap hat geschrieben:....ich mag die Stimme des guten James....
Die Stimme ist auch OK!
Was oft zu bemängeln ist: der gute James strengt sich furchtbar an, um die Tonhöhen zu erreichen und um die Melodien ohne Unfall rauszubringen - und das hört man. :roll:

Die anderen Kollegen schütteln komplizierteste Sachen einfach so aus dem Ärmel, bei LaBrie hat man aber das Gefühl, dass er nach dem Konzert auf die Intensivstation muss..... :wink:

Aber ich liebe Dream Theater (obwohl ich sie erst kürzlich kennen lernte) - danke für die Betrachtung :!:
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Henry »

BlueDanube hat geschrieben:Was oft zu bemängeln ist: der gute James strengt sich furchtbar an, um die Tonhöhen zu erreichen und um die Melodien ohne Unfall rauszubringen - und das hört man. :roll:
Naja, zumindest die alten Sachen überfordern ihn heutzutage. Aber was soll man da machen, das ist schließlich biologisch bedingt. Dass er die Gesangslinien nicht mehr sauber auf die Reihe bekommt ist mir bislang allerdings noch nicht aufgefallen - kann man das irgendwo (auf Konserve) begutachten?

Wie auch immer: Er hat (nicht nur) mich auf der letzten Tour ausgesprochen positiv überrascht, und für mich gehört er halt einfach dazu. Sänger tauscht man schließlich nicht einfach mal so aus wie, sagen wir mal, Keyboarder ;)
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Blap »

BlueDanube hat geschrieben: Was oft zu bemängeln ist: der gute James strengt sich furchtbar an, um die Tonhöhen zu erreichen und um die Melodien ohne Unfall rauszubringen - und das hört man. :roll:
Wenn es in die hohen Tonlagen geht, klingt LaBrie gepresst und überfordert. Da sind wir uns einig. Allerdings meidet er diese auf den neueren Alben meist. Vermutlich weil er seine Grenzen erkannt hat, und weil Boss Portnoy "Eiergesang" nicht mehr ausstehen kann. Ich bin allerdings der Meinung, dass James in "seinem" Stimmbereich besser denn je klingt. Und beim Titeltrack des hier vorgestellten Albums, gefällt mir sogar sein hysterisches: "Trapped inside this Octavarium, trapped inside this Octavarium..." richtig gut. (Wobei seine Stimme in diesem Teil des Tracks, auch ziemlich weit nach hinten gemischt wurde.)
BlueDanube hat geschrieben: Die anderen Kollegen schütteln komplizierteste Sachen einfach so aus dem Ärmel, bei LaBrie hat man aber das Gefühl, dass er nach dem Konzert auf die Intensivstation muss..... :wink:
Genau diese Virtuosität seiner Kollegen, ist das "Problem" von LaBrie. Er ist eben einfach nur "sehr gut". Aber ein "Übersänger" könnte vielleicht zu viel des Guten sein. Für DT ist LaBrie der richtige Mann.

Henry hat geschrieben:Besten Dank dafür, und für die wie immer kurzweilige Schreibe - auch wenn die gepflegte Konversation zu Possesseds Seven Churches wohl niemals übertroffen werden kann
:mrgreen: Wobei "Seven Churches" auch völlig anders von mir betrachtet wurde. Das war nichts anderes als pure Selbstironie. ;)

Die Zeilen zu Tori Amos sind allerdings meine verwirrtesten bisher. Leider ging das hier etwas unter. Zumindest im Marillion Forum gab es Lob. ;)

maks hat geschrieben:Weiss nicht, ob ich nach dieser Beschreibung doch nochmal in die Machwerke der Jungs reinhören sollte.
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Henry »

Blap hat geschrieben:Die Zeilen zu Tori Amos sind allerdings meine verwirrtesten bisher. Leider ging das hier etwas unter.
Hab ich gelesen - m.E. ein absolut heftiger (John Myung sei's gedankt: retrospektiver) Seelenstriptease. Darum hab ich auch nichts dazu geschrieben. Und natürlich weil ich die Musik kaum kenne. Ja, ich weiß: "Mach es. Mach es. Mach es." - ist das nicht ein Text von Judas Priest?
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Philipp »

Na endlich!!! Mann, hab ich da lang drauf gewartet... DANKE!

Auf in den Kampf, ich zerleg mal eben deinen Text ein wenig:
Blap hat geschrieben:(Vorstellung der einzelnen Musiker)
Bei John, Mike, John und James (insbesondere James!) liege ich voll und ganz auf deiner Wellenlänge.
Jordan allerdings sehe ich ein wenig zwiegespalten. Er hat einerseits neue Inspiration und Experimentierfreude in die Band gebracht, was ihm gar nicht hoch genug angerechnet werden kann - andererseits mag ich den Stil seiner beiden Vorgänger lieber. Ich hab ungeheueren Respekt vor den technischen Fähigkeiten von Jordan, aber irgendwie hat mir der Mann zu viel Klassik und klassischen Prog in seiner Spielweise. Ich finde den erdigen, Rock- und Bluesgeprägten Stil von Sherinian von allen DT-Keyboardern am besten, der hatte einfach am meisten Groove und Feeling im Spiel und seine Sounds die dicksten "Eier".
Allerdings vermute ich, dass Jordan einfach menschlich mit Abstand am besten zur Band passt, und das ist schließlich auch ein wichtiger (wenn nicht der wichtigste) Faktor. Ich verstehe auch, dass den Proggern unter den DT-Fans der verspieltere Stil von Rudess eher zusagt.
..."When Dream And Day unite"...
Zustimmung in allen Punkten. Was die Produktion angeht, klingt die (hierzulande leider nie erschienene) remasterte Neuauflage schon deutlich besser. Der etwas spezielle Sound ist natürlich der alte, aber alles wirkt etwas transparenter und vor allem druckvoller.
..."Images and Words"...
Absolut göttlich. Wer das nicht erkennt, ist selber schuld. Dabei sind noch nichtmal alle Songs weltklasse (Glass Moon finde ich zwar gut, aber nicht wirklich überragend), aber allein "Metropolis Pt.1" und "Learning to Live" rechtfertigen den Gottstatus im Alleingang. Die Produktion klingt in der Tat nach Plastik, aber wen juckt's wenn die Musik so geil ist? Evtl. hast dus auch einfach nur verpasst, die Musik als Teenager hören zu können. Das könnte deine Ignoranz erklären...
Und aus Musikersicht ist das Album sowieso unerreicht - ums mal mit dem Worten von vampster.com zu sagen:
"Unerreicht als Beispiel für Musiker zum Aufschauen, unerreicht als Pool kreativer Ideen und Musikalität."
..."Awake"...
Schon "I&W" war ja ein genialer Meilenstein, aber dann einfach so locker-flockig nachzulegen und ein noch besseres Album aufzunehmen, obendrein ohne sich allzusehr an die stilistischen Trademarks des Vorgängers zu halten - wahnsinn. Mit diesem Album haben mich DT zu Fanboy bekehrt und hatten mich immerhin volle 7 Jahre fest im Griff, bis ich mit Opeth eine Band entdeckt habe die mich genauso tief beeindruckt hat wie damals "Awake".
..."Falling into Infinity"...
Warum hacken immer alle auf diesem Album rum? OK, der Progfaktor ist sicherlich am geringsten. Dafür haben DT einige der besten Songs ihrer gesamten Laufbahn im Gepäck, unter anderem nämlich "Lines in the Sand" und "Trial of Tears". Auch dank der warmen, erdigen und sehr "rockigen" Produktion höre ich mir das Album immer noch sehr gerne an - deutlich öfter als die letzten 3 Alben der Band...
Zu Sherinian hab ich ja schon oben was geschrieben.
..."Metropolis Pt. II - Scenes from a Memory"...
Zustimmung in allen Punkten. Auch was die darauffolgenden Alben betrifft. Nur dass die Vorgänger (bis einschließlich "Scenes..." halt einfach noch besser sind).

Zu den nachfolgenden Einzel-Song-Beschreibungen brauch ich im Prinzip nichts zu schreiben, weil du einfach schon alles geschrieben hast. Ich steh selbstverständlich auf der Sympathisanten-Seite! ;)


...hmm. Irgendwie hab ich gedacht, eine DT-Rezi von dir sorgt für mehr Zündstoff. Hier gibts ja fast nix zu diskutieren, weil ich alles genauso sehe, insbesondere bei den Songs vom neuen Album. 8)
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Blap »

Henry hat geschrieben: Und natürlich weil ich die Musik kaum kenne. Ja, ich weiß: "Mach es. Mach es. Mach es." - ist das nicht ein Text von Judas Priest?
Sie kennen also Tori Amos nicht weiter. Dann wird "Mach es...", wohl die Aufschrift auf meinem Vorschlaghammer sein, mit dem ich Deine Bestrafung durchführen muss. :mrgreen:

Philipp hat geschrieben:Ich hab ungeheueren Respekt vor den technischen Fähigkeiten von Jordan, aber irgendwie hat mir der Mann zu viel Klassik und klassischen Prog in seiner Spielweise
Genau DAS macht Jordan Rudess zu meinem DT-Lieblingstastendrücker.
Rock- und Bluesgeprägten Stil von Sherinian
Das ist Sherinians "Problem". Blues ist einfach nicht mein Spielplatz. Ich will das bei DT nicht hören. Wobei die Anklänge Sherinians zum Glück nur dezent sind. Aber bevor das wieder in eine Diskussion, nach dem Motto: "Blues ist die Wurzel der Rockmusik" ausartet, schreibe ich lieber nichts mehr dazu. ;)

Evtl. hast dus auch einfach nur verpasst, die Musik als Teenager hören zu können. Das könnte deine Ignoranz erklären...
Und aus Musikersicht ist das Album sowieso unerreicht - ums mal mit dem Worten von vampster.com zu sagen:
"Unerreicht als Beispiel für Musiker zum Aufschauen, unerreicht als Pool kreativer Ideen und Musikalität."
Natürlich war ich längst aus dem Teeniealter raus, als "Plastic in Words" erschien. Aber das tut nichts zur Sache. Ich bin heute begeisterungsfähiger denn je zuvor.

Aus Sicht eines Musikers, mag das Album eine beeindruckende Vorstellung musikalischer Fähigkeiten sein. Leider können die Kompositionen nicht mithalten. Ich glaube aus dieser Zeit, rührt auch das Vorurteil DT, wären "kalt" und könnten nicht "so gut" komponieren.

Auch was die darauffolgenden Alben betrifft. Nur dass die Vorgänger (bis einschließlich "Scenes..." halt einfach noch besser sind).
Eine fatale Fehleinschätzung. Erst seit "Scenes from a Memory" laufen DT richtig rund. ;)
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Re: CD der Woche: Dream Theater - Octavarium

Beitrag von Philipp »

Blap hat geschrieben:Aus Sicht eines Musikers, mag das Album eine beeindruckende Vorstellung musikalischer Fähigkeiten sein. Leider können die Kompositionen nicht mithalten. Ich glaube aus dieser Zeit, rührt auch das Vorurteil DT, wären "kalt" und könnten nicht "so gut" komponieren.
Ich hab das Gefühl, die Nicht-Musiker wissen überhaupt nicht, WAS Dream Theater aus Musiker-Sicht überhaupt so überaus genial macht.

Es sind NICHT nur irgendwelche abnormalen Fähigkeiten, die Instrumente zu bedienen. Es geht gar nicht so sehr ums Staunen. Es ist die unglaubliche Kreativität, die zahllosen genialen Details, die permanent spürbare Spielfreude. DAS ist es, was I&W aus meiner Sicht so genial macht - es vermittelt von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach Spaß am Musikspielen! Kein anderes mir bekanntes Album löst bei mir einen annähernd so starken Drang aus, sich das nächste Instrument zu schnappen und mitzumucken (was natürlich ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, aber darum gehts ja nicht).

Der nichtmusikspielende Hörer, schlimmstenfalls vergeistigter Elfenbeinturm-Progger, kann DAS natürlich nicht im selben Maße nachvollziehen wie der Teenager, der sich gerade anschickt, mit seiner Band die Welt zu erobern.

DT sind zwar formell eine Progressive Rock-Band, aber der größte Anteil an wirklich fanatischen Fans kommt meiner Erfahrung nach überhaupt nicht aus dem klassischen Prog-Lager (dort werden sie ja seit jeher kontrovers diskutiert), sondern aus dem Lager der Musiker.
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