
kleine Vorgeschichte:
Als ich von Dirk alias whitemounty kontaktiert wurde, ob ich einen Cambridge Azur 640 R auftrennen könne, traute ich meinen Augen nicht, was er mir da feines schicken wollte. Mein "innerer Schweinehund" konnte da garnicht nein sagen, denn da lauerte mal wieder eine echte Herausforderung auf mich. So sollte es dann auch sein...
Dirk war im Begriff seine Lautsprecher zu wechseln (siehe hier -> http://www.nubert-forum.de/nuforum/ftopic17358.html ) und wollte die zum Zeitpunkt noch nicht vorhandenen Nubis auf jeden Fall mit ABL oder ATM betreiben. Sein Gerätepark hatte er gerade getauscht (soweit mir gekannt wich ein Denon AVC-A1SE dem Cambridge Azur 640R) und die "optimale Einschleifmöglichkeit" für ein ABL oder ATM musste her.
Nun hat whitemounty seine neuen LS bereits -> siehe hier http://www.nubert-forum.de/nuforum/ftopic17405.html
Schon die Tatsache, dass der Cambridge ein "Ausnahmeverstärker" ist, dazu noch besonders schön anzusehen, enorm leistungsfähig, wohltuhend im Klangbild und auch von innen ein technischer Leckerbissen, ist das alles Grund genug für eine Umbauanleitung mit "Einblicken", auch wenn diese vielleicht nicht so oft nachgebaut werden wird - wer weiss. Einfach ist der Umbau jedenfalls nicht !!!
[EDIT]
>
> wichtiger HINWEIS bzgl.der "fehlenden" Umbaubilder:
> Wegen Serverabschaltung werden die ursprünglich verlinkten Bilder nicht mehr direkt im Thread angezeigt,
> aber ihr findet die jeweils passenden Bilder "jetzt NEU" in meiner Dropbox - Umbau-Bildergalerie (Link)

> (einfach zwei Browserfenster öffnen und das Modell aus der Liste auswählen)
>
>
> Grundsätzliches:
> 1. Warum MainIn (Endstufen-Eingänge) am AV-Receiver (kurz Amp) ?
> 2. HINWEISE zu den Umbauten !
> 3. Was benötigt man(n) für einen Umbau ?
> 4. nützliche Tipps für den ABL/ATM-Einsatz an "selbst aufgetrennten" Verstärkern
>
> All das wird hier beantwortet ->

>
>
> [EDIT-ENDE]
Umbauanleitung CAMBRIDGE - AUDIO Azur 640 R
für Front-L+R MainIn
WICHTIG!
Diese Anleitung ist von einem Hobby-Elektroniker und ist nur für "Lötis" geeignet! Wer es sich nicht zutraut -> Finger weg! Schadensersatzansprüche werden grundsätzlich ausgeschlossen ! Wer den Umbau vornimmt, tut das auf eigene Gefahr!
...kommen wir auch gleich zur Sache...
Nachfolgende Umbauanleitung ist Resultat einer stundenlangen Suche nach der optimalen Trennstelle im Azur 640 und optimaler Masseführung ohne Störungen, intensiven Signalverfolgungen und Leiterplattenanalysen, geht aber nicht auf die Suche selbst ein, sondern zeigt so kompakt wie möglich den reinen Umbau.
Für den Nachbauwilligen ist das eh weit besser, als Ausschweifungen in Unwichtiges und Verwirrendes.
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Die "besinnliche" Frontansicht des Azur 640 R von http://www.cambridgeaudio.com (Copyrightinhaber des Bildes)
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...und Rudis "trockene" Front/Oben-Ansicht in seiner Werkstatt

Nachfolgend noch zwei nähere Frontansichten "im Testmodus":
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Innenansicht:
Grundsolide technisch ausgestattet, mit einer Leistungsfähigkeit und Stromaufnahme die an den Rotel RSX-1067 erinnert, wundert mich geradezu sein Leichtgewicht von nur ca.15kg, was jetzt aber nicht als "Mangel" verstanden werden soll. Er ist halt auch in einem weitaus kleineren Gehäuse untergebracht und hat keine gesonderten Transformatoren für die Vorstufen- und Videobereiche.
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Die Rückansicht des Azur 640 R von http://www.cambridgeaudio.com (Copyrightinhaber des Bildes)
Das kleine Gehäuse für diesen "großen" Verstärker hat für uns den Nachteil, dass eben absolut kein Platz für gesonderte MainIn-Buchsen bleibt.
Da Dirk nur eine Front-Auftrennung wünschte, entschieden wir uns gemeinsam für die Variante, die eh nie genutzten Surr-Back-PreOuts zu Front-MainIn umzufunktionieren. Im Fall des Cambridge leichter gesagt als getan.
Von der Leistungsfähigkeit her betrachtet, wäre es absolut kein Problem dem Azur 640 eine Auftrennung für Front&Surround, auch Center oder sogar komplett zu "verpassen", aber technisch leider schwer umsetzbar.
Für eine Mehrfachauftrennund bliebe meines Erachtens nur die Variante mit "rausgeführten Kabeln" und "versetzter Tunereinheit" wie beim Rotel RSX-1067.
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Rudis originale Rückansicht - der Umbau kann beginnen.
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Als erstes muss die hinten an der Rückwand über die komplette Gerätebreite verlaufende Video-In/Out- & PreOut-Platine ausgebaut werden.
Dazu müssen alle diese Platine betreffenden Schrauben an der Rückwand oben (alle Video- und PreOut-Buchsen) entfernt werden.
Im nachfolgenden Bild sind auch alle Steckverbindungen im Gerät markiert die gelöst werden müssen !
Der Ausbau der Platine ist nur möglich, wenn die Prozessor-Platine an der Steckverbindung soweit nach rechts gedrückt wird, bis diese getrennt ist !
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Video-In/Out- & PreOut-Platine ausgebaut. Nicht einfach - sehr behutsam vorgehen !!!
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Die ausgebaute Video-In/Out- & PreOut-Platine - der erste Schritt ist getan.
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Hier eine Detailansicht des Bereiches der später (Bild 20-22) umfunktioniert wird.
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Jetzt muss aber erstmal die Prozessorplatine ausgebaut werden, denn auf ihr befindet sich die Signalverteilung zu den PreOut und den Endstufen.
Alle Hinweise zum Ausbau der Platine sind im Bild ersichtlich !
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Die ausgebaute Prozessor-Platine.
Hier beginnt die eigentliche Arbeit.
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Das Platinenlayout ähnlich einem PC-Motherboard (ist auch beim Denon AVC-A11XV so) macht uns das Arbeiten nicht leicht. Solch hauchdünne Leiterbahnen müssen später durchtrennt werden.
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Das werden die neuen Front-MainIn-Verbindungsstellen.
Die roten Punkte kennzeichnen die Trennstellen auf der Platine, wo die sehr dünnen Leiterbahnen durchtrennt werden müssen.
An die Pins 1 und 8 werden die Signalleiter und an die Pins 4+6 und 10+12 die Masse/Abschirmung von einem ca.50cm langem Signalkabel (ich verwende ML238 von http://www.reichelt.de) angelötet...
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...wie ihr hier sehen könnt.
Die Trennstellen auf der Platine sind hier gut zu erkennen.
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Die wieder einbaufähige Prozessorplatine mit dem MainIn-Signalkabel...
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...welche hier dann auch schon eingebaut ist.
Keine vorher gelöste Steckverbindung beim Einbau vergessen !!!
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Das MainIn-Signalkabel muss genau wie hier gezeigt nahe an der Dig.In-Platine und am Kunststoffschacht des Kühlkörpers hoch geführt werden, sonst kommt es sich mit der später wieder einzusetzenden Video-In/Out- & PreOut-Platine in die Quere - so passt es aber !!!
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Wie hier im Bild zu sehen, wird nun die Video-In/Out- & PreOut-Platine ins Gerät gelegt, das MainIn-Kabel passend abgelängt, damit die Lötarbeiten an den Surr-Back-PreOut-Buchsen durchgeführt werden können.
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Diese Lötarbeiten sind sehr einfach zu bewerkstelligen.
Die langen Signalholme der Surr-Back-PreOut-Buchsen werden einfach mit einer Schneidzange durchtrennt, leicht zur Seite gebogen, mit einem Schrumpfschlauch versehen und eingeschrumpft. Damit sind die "ehemaligen" Surr-Back-PreOut-Buchsen frei für unsere Zwecke.
An die frei gewordenen Signalanschlüsse der Buchsen werden nun die Innenleiter des MainIn-Kabels wie hier gezeigt angelötet.
Das Bild ist etwas unscharf - sorry - aber es ist alles zu erkennen, auch die angelöteten Masseverbindungen.
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Hier etwas "schärfer" von der anderen Seite.
Gut zu erkennen sind die durchtrennten Signalleiterholme und die durchgehenden Masseholme, wo die Masseleiter angelötet sind.
Damit dürfte jetzt einigen aufgefallen sein, dass hier durchgehende Masseverbindung des MainIn-Signalkabels von den neuen MainIn-Buchsen (gleiches Massepotential wie alle PreOut-Buchsen) und der Trennstelle auf der Prozessorplatine besteht.
Das ist so gewollt und muss hier auch so sein, denn nur so wird eine perfekte Störunterdrückung erziehlt, bzw. funktioniert der 640er nach dem Umbau genauso störungsfrei wie davor !!!
Die Video-In/Out- & PreOut-Platine wird nun wieder eingebaut und alle vorher gelösten Steckverbindungen (siehe auch Bild 09) müssen wieder angesteckt werden - alles genau kontrollieren !!!
Auch beim Einbau ist wieder sehr behutsam und eben genau spiegelverkehrt zum Ausbau vorzugehen !
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Alles wieder zusammengebaut, als wäre nichts geschehen.
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Detailansicht des "neuen" PreOut-Bereiches mit den beiden Front-MainIn-Buchsen.
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Abschliessend noch der End-Funktionstest mit eingeschleiftem ABL - alles perfekt

(auch der Kopfhöreranschluss funktioniert weiterhin)
Natürlich habe ich wie immer auch Tests vor dem Umbau des 640er gemacht um eine Vergleichsbasis zu haben.
Beim Cambridge Azur 640 R hab ich es mir allerdings nicht mehmen lassen, diesen auch an meiner Anlage mit den nuWave10+ABL10/100 zu testen.
Alle Signal-Rauschabstands- und Klangtests mit Musik vom CDP verliefen einwandfrei.
Mir bleibt jetzt nur, allen heutigen und zukünftigen Besitzern eines Cambridge Azur 640 R, die diesen als i-Tüpfelchen auch noch mit Nubert-Lautsprechern und ABL oder ATM betreiben, viel Erfolg beim Umbau nach dieser Anleitung zu wünschen, damit sie ihr ABL/ATM auch 100% optimal einsetzen können.
Wer es sich auf Grund irgendwelcher unüberwindbareren Hindernisse nicht selbst zutraut, oder Niemanden aus dem näheren Umfeld kennt der das für ihn machen würde, kann sich natürlich vertrauensvoll an mich wenden.
Einen kleinen abschliessenden Tipp zum Cambridge Azur 640 R habe ich noch:
Wie auch die Rotel RSX-1067 neigt der 640er dazu, unter ungünstigen Bedingungen beim Einschalten die 16A-Einzelraumabsicherungen "rausfliegen" zu lassen, da er einen hohen Einschalt-Stromimpuls hat.
Abhilfe schafft dabei, entweder die 16A-Sicherung der Standard-Charakteristik B gegen eine mit der Charakteristik C zu tauschen, oder man verwendet einen Einschaltstrombegrenzer (ESB 12 G von http://www.conrad.de)

So, das solls gewesen sein...
Nachfolgend nützliche Tipps und wichtige Hinweise "by Rudi" für den ABL/ATM-Einsatz an "selbst aufgetrennten" Verstärkern:
1. PreOut (vorhandene oder neue) -> neue MainIn:
Es ist zwingend erforderlich eine Cinch-Kabelverbindung zwischen dem jeweiligen PreOut und neuen MainIn herzustellen, bzw. das ABL/ATM dort einzuschleifen, bevor der Verstärker/Receiver in Betrieb genommen wird ! Während des Betriebes sollte diese Verbindung nicht getrennt und insbesondere das ABL nicht ausgeschaltet werden !
2. ABL/ATM-Netzteil (gilt natürlich auch für mehrere):
a) Es ist zu empfehlen das Netzteil des ABL/ATM an die geschaltete Netzdose des Receivers anzuschließen (sofern vorhanden). Damit ist das Netzteil des Moduls immer gleichzeitig mit Spannung versorgt, wenn es der Verstärker auch ist und umgekehrt genauso. Bei dieser Netzteil-Anschlussvariante und Verwendung des ATM, sollte der Power-Schalter auf der Rückseite des ATM von AUTO auf ON gestellt werden (beim ABL bleibt er für immer auf "I", also AN) !
b) Ist keine geschaltete Netzdose am Amp vorhanden, ist es gerade beim ABL sinnvoll, das Netzteil an eine Master/Slave-Steckdosenleiste mit anzuschließen, bei der der Verstärker das Master-Gerät ist (max.Belastbarkeit der Master-Dose beachten), oder eine einfache Steckdosenleiste mit Hauptschalter zu verwenden. Dadurch ist - wie in Punkt 2.a) - automatisch gewährleistet, dass das ABL Versorgungsspannung erhält, wenn der Verstärker in Betrieb genommen wird.
3. ATM zwischen PreOut und MainIn:
Beim ATM kann man prinzipiell immer genauso verfahren wie unter Punkt 2 - man muss es aber nicht, denn es kann auch problemlos die Auto-Power-Schaltung des ATM genutzt werden. Das Netzteil ist dabei an eine beliebige Steckdose unter Dauerspannung, aber das ATM schaltet sich nur mit ein, wenn auch Signal anliegt und auch automatisch wieder aus (zeitverzögert). Für diese Variante ist beim ATM zwingend der Eingang 1 zu verwenden !
Wer ein ATM für den Center-LS verwenden möchte, sollte darauf achten, dass im Mono-Betrieb des ATM und Verwendung der Auto-Power-Schaltung der rechte Kanal des Eingang 1 verwendet wird.
4. Maßnahme gegen Brummstörungen:
Alle Cinch-Signalkabel der ABL/ATM-Module sind von den Netzteilen der ABL/ATM mindestens 10cm fern zu halten, um Störeinstreuungen zu vermeiden !
bis denn dann,
der Rudi
