Dream Theater veröffentlichen zwar mit jedem Album wahre musikalische Göttergaben, aber das Gefühl, dass man etwas ganz Besonderem beiwohnen darf, stellt sich bei mir nicht mehr ein. Irgendwie sind sie zu einer "normalen" Band geworden, die halt regelmäßig ihre Platten veröffentlicht.
Allerdings stellen diese Platten m.E. noch immer das Beste dar, was im Bereich Progressive Metal und darüber hinaus veröffentlicht wird. "Objektiv" betrachtet ist
Systematic Chaos nämlich wieder einmal ein Absolute-Spitzenklasse-Album geworden. Es demonstriert handwerkliche sowie kompositorische Perfektion, bringt große Emotionen 'rüber und ist dabei enorm abwechslungsreich. Und der oft und gerne kritisierte James LaBrie entwickelt sogar scheinbar so langsam so etwas wie eine Persönlichkeit
Der alte DT-Stil, der wohl auch für das oben beschriebene Gefühl beim Hören der Klassiker verantwortlich sein dürfte, blitzt zwar immer mal wieder, aber insgesamt doch recht selten auf. Der
neue Stil ist jedoch bei weitem abwechslungsreicher und macht jede neue Veröffentlichung (insbesondere natürlich im Vorfeld - keiner weiß, was ihn erwartet - aber auch noch beim x-ten Hören) unglaublich spannend.
Systematic Chaos bietet neben einem epischen Longtrack, zwei sehr unterschiedlichen harten Krachern sowie einem musikalischen Psycho-Trip Melodic-Metal voller Bombastik und Pathos, (verhalten) Abgedrehtes und Fast-Kitsch. Und wenn man etwas an der Reihenfolge dieses bunten Ideen-Straußes 'rumschraubt, ergibt sich ein wundervolles buntes Mosaik-Bild!
Das weinende Auge trauert nostalgisch
Images & Words hinterher. Das lachende aber freut sich über die stilistische Unberechenbarkeit der wohl auf Lebzeiten gebuchten Lieblingsband seines Besitzers.
I'd rather be called sour and bitter than be deemed the flavour of the weak. (M. Walkyier)