Wobei ich Massive Attack quasi zu den Pionieren des Trip Hop zählen würde.
Definitiv.
Insofern bezog sich die Aussage den RnB betreffen nur auf das, was ich so von MTVIVA und Konsorten vorgespielt bekomme.
Dann schalt die Glotze ab und widme dich der Musik
Mit Viva/Mtv kommst du vermutlich nicht weiter...
Hatte mal ein Experiment gemacht: Ein Tuch über die Glotze legen und einfach hören, wieviel Substanz die Musik noch hat, wenn man nicht vom Video abgelenkt wird. Ist erstaunlich.
Das ist diese Sache, daß sich die Anhänger bestimmter Musikarten oft zum Ziel machen, andere von "ihrem" Genre zu überzeugen.
Kann ich nachvollziehen. Hoffe das ich nicht diesen Eindruck hinterlassen habe. Ist auch kaum möglich, denn es gibt
nicht nur _ein_ Genre das ich mag, sondern die beissen sich eigentlich gegenseitig, also soll ich dich von Death Metal oder Ambient/Chillout Musik überzeugen?
Was glaubt ihr, mit welchen (elektronischen!) Stücken/Künstlern man jemanden "ködern" kann, der bislang fast ausschließlich "handgemachte" Musik hört?
Keine Sorge, ich bin harte und schwierige Kost gewohnt, ich habe mich in letzter Zeit öfters mal in ziemlich extremen Musikrichtungen bewegt, vor allem aus der Progressive Rock/Metal Ecke. 20mal konzentriert anhören ist also für mich kein Problem, sondern eher Gewohnheit.
Also mein ALL TIME FAVORITE im Electronica Bereich ist "AUTECHRE" auf dem Warp-Records label.
Das sind 2 Engländer (wie könnte es auch anders sein) namens Sean Booth und Rob Brown, die mittlerweile
ihre eigene Software schreiben um Musik zu komponieren. Denen reichen die 1001 Plug-ins und Sampler, Sequenzer schon lange nicht mehr. Ich glaube einer von beiden ist auch ein Mathematik Genie. Seine Strukturen für die Programmierung der Beats sucht er in Algorhythmen. Der kann vermutlich aus einer Excel Tabelle voller Zahlen Musik entstehen lassen.
Autechre sind die anerkannten Götter des IDM (Intelligent Dance Music). (Ok, klingt scheiss elitär diese Schublade)
Ihre Musik könnte ich etwa so umschreiben: Vertrackte, komplexe polyrhytmische Grooves begleitet von meist einfachen aber einlullenden, oft "warm klingenden" Sounds, die mit abertausend passenden Effekten verziert werden. Da ist eine verborgene Schönheit drin, die zwar erst mal schwierig zugänglich ist, wenn man sich darauf einlässt gibts Gänsehaut. Andere Sachen wiederum klingen wie Krieg unter Maschinen und scheinen nicht von dieser Welt, dermassen "kalt" und steril kann es sein, und doch erkennt man das es sich nicht um zusammengeklickte Computermusik handeln kann, sondern von Meisterhand chirurgisch genau arrangierte, und ja, komponierte Musik. Ich behaupte jetzt einfach mal, solche komplizierte Beats gibt es kein zweites mal auf dieser Erde, vermutlich auch nicht im Jazz Bereich (ist "live" gar nicht spielbar). Und auch wenn man oft nicht weiss, in welchem Takt der Fuss wippen soll, so ist der Rhythmus trotzdem nachvollziehbar. Extrem Spannend. Ist m.E. ziemlich Kopfmusik (Gehirnwäsche), fährt auf dieser Ebene ein, kann nach mehrmaligem Hören aber auch das Herz öffnen (ist bei mir so)
Als Einstieg in die Autechre Welt würde ich mal das Album "Amber" empfehlen, ist eine der früheren Produktionen. Ambient und chillig, funktioniert aber trotzdem nicht als Berieselung im Hintergrund, man ist quasi gezwungen hinzuhören, das hat zuviel Tiefgang als das man einfach wegschlummern könnte. Obwohl ich es wollte, kann ich zu dieser CD nicht einschlafen, bis sie fertig gehört ist.
Das Doppel-Album "Tri Repetae" sollte auch nicht allzu schwierig sein. Richtig heavy und kopflastig sind z.B. die Werke "LP5" und "Confield", da brauchts ein paar Anläufe, dann aber geht im Hirn die Post ab, und das ohne zusätzliche Drogen.
@Philipp
Da Du keine Probleme hast, 20x konzentriert reinzuhören und auf "handgemachte" Musik stehst, versuch unbedingt diese Autechre aus, denn die verstehen ihr Handwerk. Diese Typen räumen mit allen "Techno" Vorurteilen auf, nein, diese Musik lässt sich nicht mit "Data Becker's Techno Studio for Dummies" in 1 Stunde zusammen samplen

Achja, Sampler Konserven werden bei Autechre generell keine eingesetzt, alle Klänge sind selber erzeugt...also Handgemachte Computermusik. Nichts gegen sampling natürlich, sofern dabei etwas wirklich neues entsteht.
Die Österreicher Kruder&Dorfmeister sind ja nett und haben in "ihrem" Genre Wege bereitet, können dich wohl als "ex Rocker" nicht richtig überzeugen, denn es ist ja recht einfach gestrickte Musik, die sich aus der Rock-Geschichte bedient und mit etwas generischer Ambient Sosse aus der Trip-Hop und Dub Kiste gewürzt wird. Rock ist authentischer (obwohl ich Rock im klassischen Sinne nicht mag). Aber K&D ist cool im Lift, aufm Klo oder wenn Besuch da ist und die Musik keinem oder allen passen muss und sie bei heiteren Gesprächen eh nicht wirklich wahrgenommen wird. Praktisch für diese Gelegenheiten.
Bei Hip Hop nennen die sich eher "Crews" oder "Gangs" oder auch "Joints" (Joint Ventures), nicht Band
A Tribe Called Quest, gute Wahl! Dir könnten auch "The Roots", "Common" und "Talib Kweli" gefallen, die haben auch nicht diese "bad attitudes" und machen eigenständige Dinge. Roots z.B. mit Drummer statt Drummachine.
Das "gebattle" würde ich nicht unbedingt als "kleinkindlich" bezeichnen, gehört halt zur Hip Hop Subkultur, man will sich gegenseitig messen mit seinen "Lyrical Skills", das heisst, es sind verbal ausgetragene "Schlägereien". Der mit den besseren Rhymes und gemeinerem Text rappt den anderen zu Boden

Hab das mal Live gesehen, da muss man schon was können, so "freestyle" zu reimen. Nicht jedem ist so eine Quassel-Fresse gewachsen

. Aber geb dir schon recht, es geht darum ein schlechtes Image zu pflegen, und da geht es den Rockern ja nicht anders, jeder will ein "bad boy" sein (denke gerade an die "kindlichen" Splatter/Blasphemie-Texte diverser Metal Formationen)
@gulp
Skandinavien ist offensichtlich ein Musik Mekka, dort kommt so viel geile Computermusik her, ist mir auch schon des öfteren aufgefallen! Auch im Metal Bereich gibts dort so einiges. Bei so viel Dunkelheit und Kälte draussen müssen die Künstler wohl drinnen ihre Zeit überbrücken und was kreatives machen
Der Kanadier AKUFEN schraubt die Sampling-Messlatte auf dem Album MY WAY ein gutes Stück höher. Seine "micro-sampling" Kunst, wobei Radio-Schnipsel von Sekundenbruchteilen analysiert und wieder synthetisiert werden, ist schon der Hammer! Interessant was da für eine Aesthetik entsteht. Dieses Album hat auch einen Mords Bass, wobei wir wieder beim Topic wären.
Achja, Jazz/Electro Perversionen finde ich auch extrem spannend, da ist einiges neues und spannendes in die Welt gesetzt worden bei dieser art Fusion. Zum Beispiel von Tied&Tickled Trio um jetzt nur mal eine Gruppe zu nennen (Akustische Instrumente und Programmierte Beats)
Ach es gäbe noch so viel zu sagen...in welche Richtung solls gehen
Gruss
elektrip.